Seitdem hat die Natur ganze Arbeit geleistet. Auf der westlichen Seite entlang der Moislinger Allee ist der Weg nicht mehr zu sehen. Büsche und junge Bäume haben alles überwuchert. Auf der Seite zur Altstadt ist der Weg immerhin noch erkennbar. Im August 2019 beauftragte die Bürgerschaft die Bauverwaltung, den westlichen Geh- und Radweg zur Entlastung des Lindentellers wieder nutzbar zu machen und als Zweirichtungsradweg zu gestalten.
Fünf Jahre später stellte die Verwaltung 100.000 Euro Planungsmittel in den städtischen Haushalt 2025 ein. In den Folgejahren bis 2028 sollten weitere 5,9 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Doch das Ansinnen haben CDU, Grüne und FDP jetzt gestoppt. „Das Projekt eines Rad- und Fußweges unterhalb der Puppenbrücke wird nicht weiterverfolgt“, beschlossen die Mehrheitsfraktionen Ende September.
Verkehrspolitiker Arne-Matz Ramcke (Grüne) ist nicht bereit, sechs Millionen Euro für die Unterquerungen auszugeben. „Die Wege müssten völlig neu aufgebaut werden und unterhalb der Puppenbrücke für den Radverkehr verbreitert werden“, sagt Ramcke, „diese technische Lösung ist so teuer, dass wir das Geld lieber in eine sichere Verkehrsführung am Lindenteller ausgeben sollten.“
CDU-Finanzpolitiker Bernhard Simon verweist auf „die unverhältnismäßig hohen Kosten“, und CDU-Baupolitiker Ulrich Brock hat Zweifel, dass neue Unterquerungen wirklich die Probleme auf dem Lindenteller lösen würden.
Am Lindenteller/Ausfahrt Puppenbrücke kam es im vergangenen Jahr zu sieben Verkehrsunfällen, darunter einer mit Radfahrerbeteiligung, an der Ausfahrt zur Fackenburger Allee zu fünf Unfällen, darunter einer mit Radfahrerbeteiligung.
Vor allem der SPD-Ortsverein Holstentor-Süd drängt deshalb seit Jahren auf die Sanierung der Unterquerungen der Puppenbrücke.
„Der Geh- und Radweg unter der Puppenbrücke auf der Vorstadtseite wäre eine wichtige Verbindung von der neuen Stadtgrabenbrücke in Richtung St. Lorenz Süd, Buntekuh und Moisling“, sagt Ulrich Pluschkell, Vorstandsmitglied des SPD-Ortsvereins Holstentor Süd und Mitglied des Bauausschusses der Bürgerschaft. „Dies gilt ebenso für die Wege in Richtung Fackenburger Allee und Schwartauer Allee.“Das Nein von CDU, Grüne und FDP torpediere „die sichere Unterquerung des Lindenplatzes für Fahrradfahrende zwischen Moislinger Allee und Fackenburger Allee“, kritisiert auch der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Philip Brozio.
Ulrich Pluschkell ist fassungslos über die Kostenschätzung der Bauverwaltung. Die Planungen für die Instandsetzung seien vollkommen aus der Luft gegriffen, bemängelt der SPD-Politiker. „Die neue Stadtgrabenbrücke wird 6,6 Millionen Euro kosten. Da scheinen die veranschlagten sechs Millionen Euro für die Instandsetzung eines Geh- und Radwegs erheblich überdimensioniert.“
Diese Kritik weist die Bauverwaltung zurück. „Die Baumaßnahme betrifft nicht nur die Stege unterhalb der Puppenbrücke. Die nutzen wenig, wenn die Anbindung für Geh- und Radverkehr nicht erfolgt.“ Daher seien in der Kostenschätzung auch die Anbindungen enthalten. An beiden Ufern seien dafür Maßnahmen zur Ufersicherung und Uferverbreiterung notwendig.