Auch die der Lübecker Hotellerie. Und diese Sorgen wachsen. Der geneigte Hotelgast bekommt davon nichts zu spüren. Nicht in einem der Premier-Inn-Häuser in Lübeck, nicht im nahe gelegenen, ebenfalls neuen Intercity-Hotel. Und auch nicht in einem der wenigen noch inhabergeführten Hotels. Und doch sind die Sorgen vor allem in diesen Gästehäusern groß.
„Ich fürchte, dass die großen Hotelketten die kleinen Häuser irgendwann platt machen könnten“, sagt Hilke Flebbe, Inhaberin des Klassik Altstadt Hotels in der Fischergrube. Im Grunde genommen sei es wie der Kampf zwischen David und Goliath: Hotelketten seien anders aufgestellt, sagt Flebbe. Diese Unternehmen könnten Leerstände oder Verluste besser auffangen, als es ein kleines Hotel könne.
„Vom Umsatz im inhabergeführten Hotel muss der Inhaber leben, der Rest wird in das Personal und in die Zukunft investiert“, sagt Hilke Flebbe. Wenn beispielsweise Energiekosten stiegen und große Hotelketten Niedrigpreise vorlegen würden, müssten kleine Hotels nachziehen. „Dann wird der Gewinn natürlich immer schmaler.“
Genau wie Hilke Flebbe versucht auch Thomas Schröder vom LiHo-Hotel in der Lindenstraße, mit anderen Werten als Niedrigpreisen zu punkten. Das Schlagwort: Qualität. „Bei uns werden die Gäste noch persönlich umsorgt“, sagt der Hotelinhaber. Der persönliche Kontakt, aber auch die kostenlose Snackbar oder der Milchkaffee nach dem Lübeck-Bummel: All das seien Punkte, die seine Gäste zu schätzen wissen, sagt Schröder.
Dafür braucht der Hotelchef zuverlässiges Personal. „Wir haben hier eine gute, feste Crew.“ Das lässt sich Schröder aber auch einiges kosten. Im LiHo-Hotel gilt ein hoher Stundensatz, Mitarbeitende erhalten Weihnachtsgeld und sogar ein Deutschland-Ticket. Natürlich seien die Personalkosten dadurch extrem hoch, sagt Thomas Schröder.
Der Dehoga-Kreisvorsitzende Frank Denker bestätigt, dass viele kleinere Hotels ihre Personalkosten mittlerweile neu kalkuliert hätten. „Die vielen neuen Hotelketten in Lübeck benötigen natürlich auch Mitarbeiter“, sagt Denker. Da müssten die inhabergeführten Hotels oft strampeln, um ihr Stammpersonal zu halten. Der Dehoga-Chef sieht die vielen großen Hotels kritisch. „Für ein gesundes Geschäft müssen Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht sein“, sagt Denker. Dieses Gleichgewicht aber bestehe langsam nicht mehr. Das merke man schon an der Hotel-Auslastung in Lübeck. „Die ist viel zu niedrig.“
Nach Angaben der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH (LTM) lag die Auslastung der Hotels im Lübecker Stadtgebiet bei etwas über 48 Prozent. In Travemünde sind es sogar nur knapp 42 Prozent. Das möchte die LTM gerne ändern. „Unser Fokus liegt auf einer höheren Auslastung der vorhandenen Unterkünfte insbesondere in der Nebensaison, weniger auf einem quantitativen Anstieg der Betten“, sagt LTM-Sprecherin Doris Schütz.
„Mit dem Tourismusentwicklungskonzept 2030 wurde bewusst die Entscheidung getroffen, das künftige Bettenwachstum in Lübeck und Travemünde passgenau und qualitätsorientiert auszurichten“, so Schütz weiter. „Für viele der Hotelketten, die jetzt Häuser eröffnen, laufen die Planungen schon seit vielen Jahren“, erklärt Dehoga-Chef Frank Denker das plötzliche Auftauchen so vieler neuer Hotels in Lübeck.Ende 2023 gab es im Lübecker Stadtgebiet laut LTM 71 Beherbergungsbetriebe mit knapp 6500 Betten, in Travemünde waren es 46 Betriebe mit etwas über 7000 Betten. Diese Betten wurden innerhalb des vergangenen Jahres für 2,2 Millionen Übernachtungen gebucht. Stoßzeiten sind der Sommer, der Travemünde Belegungsrekorde beschert, sowie die Adventszeit mit dem Ansturm der Weihnachtsmarkt-Fans.
Von denen steigen viele auch im Hotel Alte Stadtmauer von Silke Langmaack ab. „Es gibt derzeit noch eine große Reiselust, von der wir profitieren“, sagt die Chefin des Hotels in der Lübecker Innenstadt. Auch viele Stammgäste kämen in das kleine Gästehaus mit seinen 23 Zimmern. Sie profitierten von der persönlichen Ansprache und dem eingespielten Team. „Wir sind personell gut aufgestellt“, sagt Langmaack.
Sorge macht der Hotelchefin aber die angekündigte Rezession. „Die Auswirkungen werden wir zu spüren bekommen.“ Die große Frage sei, wie die Hotelketten auf den Abschwung reagieren. Silke Langmaack geht davon aus, dass die Zimmerpreise dann sinken. „Diesen Preiskampf werden wir dann nicht gewinnen.“ An die Politik hat die Hotelchefin eine klare Botschaft: „Es reicht! Wir brauchen nicht noch mehr neue Hotels.“