„Wir wollen die Fernwärme massiv ausbauen und vergrünen“, erklärt Jens Meier, Chef des Stadtwerke-Konzerns. Vergrünen heißt, dass statt Erdgas künftig Geothermie, Solarthermie, Abwasserwärme und Wärme aus Biomasse als Energieträger eingesetzt werden.
Weil die Stadtwerke bei Fernwärme Monopolist in der Hansestadt sind – unzufriedene Kunden können nicht den Anbieter wechseln – , seien Akzeptanz und Transparenz entscheidend, sagt der Konzernchef.
Die dicken Briefumschläge mit acht Anlagen gehen am 23. September in die Post. Neben der Vertragskündigung und dem neuen Liefervertrag sind Berechnungsunterlagen, Datenschutzunterlagen, Informationen über technische Anschlussbedingungen und das Preisblatt für 2025 enthalten.
„Ab 2025 gibt es nur noch einen Arbeitspreis für alle und keine Unterscheidung mehr zwischen Kunden mit kleiner oder großer Anschlussleistung“, erläutert Michaela Wagner, Expertin für Fernwärme beim kommunalen Versorger. Fernwärmepreise sind eine Wissenschaft für sich. Es gibt verschiedene Anschlussleistungen – je nach Größe des Objekts, das gewärmt werden muss. Der Preis setzt sich aus Arbeitspreis, Grundpreis, Emissionspreis, Messpreis, Speicherumlage und gegebenenfalls noch einem Servicepreis zusammen.
Mit dem Emissionspreis refinanzieren die Stadtwerke die CO2-Zertifikate, die sie erwerben müssen – ein Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel. Die Speicherumlage wiederum wurde vom Bund wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine auferlegt und gilt bis 2027.Neben den Kunden mit Zählern schreibt der Versorger auch alle Mieter an, die direkt mit den Stadtwerken einen Wärmeliefervertrag abgeschlossen haben und die ihre Wärmekosten direkt an die Stadtwerke bezahlen. Das sind rund 10.000 Bürgerinnen und Bürger. Mieter, die ihre Wärmekosten an ihre Vermieter überweisen, werden nicht angeschrieben.
Neu ist auch die Vertragslaufzeit, die bisher zehn Jahre betrug. Sie wird nur noch ein Jahr betragen und sich automatisch jeweils um ein Jahr verlängern, wenn nicht gekündigt wird. 120 Einfamilienhausbesitzer, die eine hohe Anschlussleistung bestellt haben, aber deutlich weniger Fernwärme verbrauchen, weil sie beispielsweise viel mit Kaminöfen heizen, werden gesondert angeschrieben. „Die Neuberechnung der Fernwärme würde diesen Kunden finanzielle Nachteile bescheren“, sagt Michaela Wagner, „die sie vermeiden können, indem sie die Anschlussleistung reduzieren.“
Laut Berechnungen der Stadtwerke werden sich die Fernwärmepreise für Einfamilien- und Reihenhäuser im nächsten Jahr um durchschnittlich 4,9 Prozent verteuern, während sie bei größeren Abnehmern wie Wohnungsbaugesellschaften nahezu konstant bleiben. „Im Marktvergleich liegen wir bei den 20 Prozent der Anbieter mit den günstigsten Preisen“, versichert Konzernchef Meier.
Die Wärmeversorgung ist der größte Kohlendioxid-Emittent in der Hansestadt, die bis 2035 klimaneutral werden will. Ende des Jahres soll eine kommunale Wärmeplanung vorliegen, die verrät, wo Fernwärme ausgebaut werden kann. „Viele Bürger kommen jetzt schon auf uns zu und wollen ihre Gebäude anschließen lassen“, berichtet Negar Etminan, Leiterin der Unternehmenskommunikation. „Wir müssen nicht für Fernwärme werben.“