Der Bauausschuss hatte die Umbenennung in den Charlotte-Landau-Mühsam-Platz im Mai beschlossen, vorangegangen war ein entsprechender Antrag der CDU. Charlotte Landau-Mühsam habe sich laut der Fraktion in besonderer Weise um die Bürgerschaft verdient gemacht. Von 1919 bis 1921 saß sie für die linksliberale Deutsche Demokratische Partei (DDP) in der 80-köpfigen Bürgerschaft – eine von sieben Frauen.
Sie setzte sich dafür ein, dass Beamtinnen den gleichen Sold bekämen wie ihre männlichen Kollegen. Es gelang ihr, einen völkischen Antisemiten, der Lehrer am Johanneum war, aus dem Schuldienst zu entfernen. 1921 verlor die DDP Stimmen, Charlotte Landau-Mühsam kehrte nicht in die Bürgerschaft zurück. Sie blieb aber bis 1933 aktiv als bürgerliche Deputierte in der Oberschulbehörde und im Gesundheitsamt.
1933, wenige Wochen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, wanderte sie mit ihrer Familie nach Palästina aus. Sie starb 1972 mit 91 Jahren in Haifa. Ihr älterer Bruder, der Dichter Erich Mühsam, war in Deutschland geblieben – und 1934 im KZ Oranienburg ermordet worden.
„Ich freue mich sehr, dass wir mit der Namensgebung des Rathaushofs eine ganz besondere Frau ehren, die als Beispiel für andere Frauen und Mütter vorangegangen ist und ihr Name nun öffentlich dafür stehen wird, was möglich ist“, sagt Stadtpräsident Henning Schumann, der auch bei der Umbenennung am Donnerstag war. „An der Gleichberechtigung müssen wir jeden Tag arbeiten“, sagt Schumann.
„Aber die Fortschritte, die wir schon gemacht haben, sollten wir auch würdigen. Unsere Gesellschaft kann nur dann ihr volles Potenzial entfalten, wenn alle Menschen die gleichen Chancen haben, gehört zu werden und Verantwortung zu übernehmen – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Hintergrund. Dafür steht Charlotte Landau-Mühsam.“
In Lübeck sind bisher 460 Straßen nach Personen benannt, darunter 51 Frauennamen. Mit dem Charlotte Landau-Mühsam-Platz gesellt sich ein weiterer weiblicher Name in die Reihe.