Ein Sprachpartner, den
man alles fragen kann
Serie „Sprachpartnerschaften Lübeck“, Folge 3:
Dieter Held und Ruslan Dossubayev vertiefen sich gemeinsam in die deutsche Sprache.

lübeck. „Kennst du die Kirchtürme dort?“ Dieter Held (68) steht mit seinem Sprachpartner Ruslan Dossubayev (44) aus Kasachstan an der großen Fensterfront im Haus der Diakonie am Mühlenteller und weist in Richtung Altstadt. „St. Marien, Aegidien, der Dom – da im Konvent-Café haben wir mal Kaffee getrunken.“ Ruslan Dossubayev nickt. Sein Deutsch ist noch nicht ganz flüssig. Regelmäßig übt er hier mit seinem deutschen Sprachpartner.

Dieter Held, Psychologe im Ruhestand, hat ein Übungsbuch mitgebracht und die aktuelle Ausgabe der Lübecker Nachrichten. Ruhig und geduldig geht er mit seinem Sprachpartner die Aufgaben durch. Immer hat Ruslan Dossubayev Fragen. Zum Beispiel zu den Relativpronomen wie „dessen“ und „deren“. Dieter Held erklärt den Unterschied anhand von Beispielen aus dem Alltag.

Der Kasache lebt als Spätaussiedler mit seiner Familie in Deutschland. „Meine Frau ist Spätaussiedlerin“, erklärt er. „Deutschland ist ein interessantes Land.“ Vor einem Jahr habe er nur sehr wenige deutsche Wörter gewusst. „Durch Dieter habe ich mein Sprachniveau sehr verbessert.“ Nach seinem Bürojob in der Heimat wünscht er sich einen beruflichen Neubeginn im technischen Bereich. „Ich informiere mich täglich über technische Berufsbilder und Ausbildungsmöglichkeiten“, so Ruslan Dossubayev.

Seit Januar 2023 treffen sich die beiden Männer zum Lernen oder zum Sprechen. „Wir reden über lokale Ereignisse in Lübeck oder über die Schulen seiner Kinder“, so Dieter Held. „Es ist schön zu sehen, welche enormen Fortschritte Ruslan macht. Der Vorteil der Sprachpartnerschaft ist, dass Ruslan mich alles fragen kann. Das ist in seinem Sprachkurs nicht in dieser Form möglich.“ Als Rentner habe er Zeit, sei fit und wolle gerne ein Ehrenamt machen, so Held. „Ich hatte ein gutes Berufsleben und möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben.“

Zudem interessierten ihn Sprachen sehr. „Durch das Üben lernt man selbst seine eigene Sprache ganz neu kennen“, begeistert er sich. „Man muss ja Fragen beantworten und sich Gedanken machen über Bedeutungen, die für einen selbstverständlich sind.“

Ruslan Dossubayev ist aufgefallen, wie viele Redewendungen es im Deutschen gibt. „Dazu gibt es eigene Übungen, das ist schon für Fortgeschrittene“, weiß Dieter Held. Nicht mehr lange, dann werden die beiden sich darin vertiefen. Darauf freuen sie sich schon.

Das Projektteam freut sich über deutschsprachige Ehrenamtliche.

Kontakt: Tel. (0451) 613201-510, sprachpartnerschaften@gemeindediakonie-luebeck.de; Telefonische Sprechzeiten: montags 11 - 13 Uhr, donnerstags 10 - 12 Uhr.
Infos: www.gemeindediakonie-luebeck.de/sprachpartnerschaften

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