Verkehrschaos in Travemünde:Hilft eine Pop-up-Parkfläche?
Ein temporär geöffneter Parkplatz auf der grünen Wiese:
Ob das funktioniert, soll nun die Lübecker Verwaltung prüfen.

Die Parkplätze in Travemünde sind im Sommer und bei Großveranstaltungen schnell ausgebucht. Autofahrende versuchen ihr Glück in den kleinen Straßen, das sorgt für Chaos.Foto: Agentur 54°/
Lübeck/Travemünde. Stau, gestresste Autofahrer auf Parkplatzsuche, genervte Anwohner: „Zustände, wie sie an den vergangenen Wochenenden in Travemünde vorherrschten, sind Anti-Werbung für das Seebad und nicht mehr tragbar“, erklärte der Verkehrspolitiker der Grünen, Arne-Matz Ramcke, nach dem ersten Wochenende der Travemünder Woche. „Die Autofahrer müssen ab einer bestimmten Zahl von Pkw zu Behelfsparkplätzen umgeleitet werden“, forderte der CDU-Politiker Jochen Mauritz und kritisierte unhaltbare Zustände: „Die Abschleppwagen kamen nicht durch, auch die Feuerwehr konnte sich kaum noch einen Weg bahnen.“

Eine nicht-repräsentative Umfrage mit 754 Abstimmenden bei LN-Online.de ergab: 80,2 Prozent befürworten eine klare Regelung für eine Zufahrtsbegrenzung des Ortszentrums. Über 500 Knöllchen wurden am ersten Wochenende der Segelveranstaltung an Falschparker verteilt, 61 Fahrzeuge wurden abgeschleppt.

Die Fraktion der Unabhängigen Volt-Partei (Unvopa) schlägt nun einen temporären Pop-up-Parkplatz an der Straße Howingsbrook oder am Gneversdorfer Weg/Ecke Nordmeerstraße vor. Pop-up meint, dass der Stellplatz zwar vorgehalten, aber nur an wenigen Tagen im Jahr tatsächlich genutzt wird. „Die Straße Howingsbrook ist direkt an der B75 gelegen und das Zentrum, der Kurbereich und der Strand sind auf kurzen Wegen zu erreichen“, erklärt Ali Alam, Fraktionsmitglied der Unvopa und Travemünder, der diesen Vorschlag schon vor fünf Jahren eingebracht hatte – damals allerdings ohne Ergebnis.

Bei Vollauslastung der Stellplätze in Travemünde sollten die Autofahrenden weit vor dem Ortseingang durch analoge oder digitale Schilder auf den saisonalen Parkplatz hingewiesen werden. Auf den vorhandenen Wiesen könnten 200 bis 300 Stellplätze geschaffen werden, schätzt der Unvopa-Politiker. Die Besitzverhältnisse müsse die Verwaltung klären. Ebenso die Frage, ob diese vorübergehenden Parkplätze gebührenpflichtig werden sollten. „Kostenfrei wären sie attraktiver“, sagt Ali Alam, „aber ein paar Euro würden die Autofahrer sicherlich bezahlen.“

Auf dem Parkplatz sollte eine Fahrradverleihstation errichtet werden, damit „Besucher bequem vom Auto aufs Fahrrad wechseln und die Umgebung erkunden können“, sagt Ali Alam. Auch Elektroroller könnten dort stationiert werden. Der Travemünder hält aber auch einen Fußweg von zehn bis 20 Minuten für zumutbar.

Zugleich schlägt die Fraktion einen Shuttle vor. „Eine direkte Busverbindung vom Parkplatz zum Zentrum und Strand kann zusätzlich eingerichtet werden“, heißt es in dem Prüfantrag, dem der Bauausschuss nun einstimmig zugestimmt hat. Der Shuttle könnte beispielsweise bis zum Mövenstein pendeln, erklärt Unvopa-Politiker Alam. Denkbar wäre die Nutzung der Linie 35, die ohnehin durch den Stadtteil pendelt.

Die Grünen hatten schon vor Wochen ein Konzept für Ersatzparkplätze außerhalb des Travemünder Ortskerns gefordert. Die Verwaltung müsse rechtzeitig vor der nächsten Sommersaison liefern, erklärten die Grünen. FDP und CDU erhoffen sich etwas Entlastung von dem Parkhaus auf dem früheren Godewind-Parkplatz, das gerade im Bau ist.

Die CDU will zudem die Parkgebühren in Travemünde anheben. „Die sind im Vergleich zu anderen Ostseebädern viel zu niedrig“, sagt Ulrich Brock (CDU), Vorsitzender des Bauausschusses. dor
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