St. Gertrud. Es ist ein Tod auf Raten: Die Postfiliale am Meesenring in Lübeck schließt die Schalter. Vom 1. Oktober 2024 an müssen Kunden ihre Päckchen und Pakete woanders aufgeben. Briefmarken kaufen, Sendungen ins Ausland schicken, sich übers Porto informieren: All das wird dann an diesem Standort nicht mehr möglich sein. Das bestätigte die zur Deutschen Bank gehörende Postbank. Immerhin: Die Postbank-Geschäfte sind noch bis Ende 2025 an diesem Standort möglich.

Dann aber fällt der Vorhang am Meesenring wohl für immer. Mobile und Online-Angebote würden immer stärker genutzt, sagte ein Sprecher der Postbank. Das hätte das Unternehmen über alle Altersgruppen hinweg beobachtet. „Mit Blick darauf hat sich die Postbank entschieden, die Filiale am Meesenring bis Jahresende 2025 zu schließen“, heißt es weiter. Ein genauer Termin indes steht noch nicht fest. Die Kunden würden aber rechtzeitig benachrichtigt.

Das Unternehmen will sein Filialangebot in Deutschland von 550 Standorten auf 320 reduzieren. Das hatte die Postbank bereits im Oktober 2023 verkündet. In 200 der noch übrig bleibenden Filialen können Kunden weiterhin Briefe und Pakete aufgeben – ein Kooperationsvertrag mit der Deutschen Post macht das möglich. In 120 Postbank-Filialen werden künftig ausschließlich Bankdienstleistungen angeboten.

Ein Opfer dieser Unternehmensentscheidung ist nun auch die Filiale am Meesenring im Stadtbezirk Marli. Ganz im Regen stehen lassen will das Unternehmen Kunden der Deutschen Post aber nicht. Dienstleistungen wie Päckchen und Einschreiben sollen auf Marli ab Oktober komplett von der Partnerfiliale der Deutschen Post im nahen Rewe-Center übernommen werden. Diese ist im Tabakshop in der Einkaufszeile untergebracht.

„Die Filiale am Meesenring ist immer gut besucht und ein fester Bestandteil im Quartier“, sagt Gabriele Ulrich, stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Marli. „Viele Kunden kaufen nicht nur Briefmarken, sondern haben Fragen bezüglich des Versandes von Paketen, der ausreichenden Frankierung von Postsendungen und vielem mehr.“ Die anstehende Einstellung der Postdienstleistungen hält Ulrich für einen „herben Verlust für die Menschen auf Marli und die angrenzenden Bereiche“.

Der SPD-Ortsverein sorgt sich auch um die Mitarbeitenden der Filiale. „Droht ihnen die Arbeitslosigkeit?“, fragt Gabriele Ulrich. Betriebsbedingte Kündigungen seien ausgeschlossen, betont ein Sprecher der Postbank. „Alle Kundenberater werden unverändert beschäftigt, in anderen Filialen oder einem der regionalen Beratungscenter, die wir für die Beratung per Video und Telefon aufbauen.Mit den anderen Mitarbeitenden suchen wir das Gespräch.“ Im Rahmen der betrieblichen Regelungen könnten aber auch andere Instrumente zum Einsatz kommen wie Altersteilzeit oder Abfindungen, teilt der Sprecher weiter mit.Kathrin Hering vom Verein „Wir auf Marli“ kann die Pläne des Unternehmens nicht verstehen. „Wie soll es denn nun weitergehen?“, fragt sie. Gerade für ältere Menschen sei die Filiale am Meesenring wichtig. Wenn die Postdienstleistungen komplett über einen kleinen Shop am Rewe-Center abgewickelt würden, sei es kaum noch möglich, Fragen beantwortet zu bekommen, befürchtet Hering. „Schon jetzt gibt es dort zu Stoßzeiten lange Schlangen. Wie wird das erst, wenn der Shop die gesamten Pakete vom Meesenring händeln soll?“Die Postbank verweist auf das Geschäft in der Innenstadt, das weiterhin sowohl Post- als auch Bankdienstleistungen anbietet. „Unsere Filiale in der Königpassage, Königstraße 55, bleibt ohne Änderungen bestehen“, sagt der Unternehmenssprecher. op