Die Politiker haben grünes Licht für den Start des Bebauungsplanverfahrens gegeben. Die Geschäftsführer Lorenz Röttger und Jan Jacob Olderog hoffen, dass 2027 oder 2028 der erste Strom fließt.
Auf den 80 und 90 Hektar großen Teilflächen links und rechts von der A 20 wachsen Gerste und Energiemais, der an Biogasanlagen in Krummesse und Klempau geliefert wird. Der Ackerboden sei nicht besonders ertragreich, erklärt Lorenz Röttger, Sohn der CDU-Landtagsabgeordneten Anette Röttger. Der 27-jährige Jurist ist mit der Landwirtschaft aufgewachsen.
Anfang dieses Jahres hat Lorenz Röttger zusammen mit Jan Jacob Olderog die Betreibergesellschaft für den Solarpark gegründet. Der 36-jährige, in Ostholstein aufgewachsene Jurist ist Geschäftsführer eines kleineren Solarparks im nordwest-mecklenburgischen Siemz.
Vier Landwirtsfamilien sind als Gesellschafter in die Solarpark-Firma eingestiegen und bringen ihre Flächen mit. Zwei weitere Landwirte verpachten ihre Flächen an die Betreibergesellschaft.
Die Investition schätzen die Geschäftsführer auf 85 bis 90 Millionen Euro. Wo sie die 257.000 Module einkaufen, wissen sie noch nicht. Um den grünen Strom ins Netz einzuspeisen, müssen sie ein Umspannwerk bauen, das alleine schon eine siebenstellige Summe verschlingen wird.
Lübeck soll auch etwas von dem riesigen Solarpark haben. Die Solargesetze räumen die Möglichkeit ein, die Kommune an den Erlösen zu beteiligen. Lorenz Röttger stellt bis zu 340.000 Euro pro Jahr für die Hansestadt in Aussicht: „Das soll Akzeptanz für solche Projekte schaffen.“
Seit Bekanntwerden der ehrgeizigen Pläne zum Jahresanfang „haben wir aus der Bevölkerung viel Rückenwind bekommen“, sagt Röttger. Gegenwind hingegen gab es in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses. Joachim Schulz vom Naturschutzbeirat äußerte „erhebliche Bedenken gegen die Größe des Projekts“.
Mit 170 Hektar Fläche würde der Solarpark 1,5 Mal so groß wie die Lübecker Altstadt werden. „Das Vorhaben ist überdimensioniert“, kritisierte Joachim Schulz und empfahl den Geschäftsführern, sich zunächst einmal auf die Ackerflächen entlang der A 20 zu konzentrieren. Denn am Rand des geplanten Solarparks gebe es wertvolle Ausgleichsflächen.
Der Naturschutzbeirat fordert, dass die Hansestadt erst einmal ein Konzept vorlegen sollte, wo in Lübeck Photovoltaikanlagen entstehen sollen. Bisher gibt es nur einen „Orientierungsrahmen zur Ansiedlung großer Freiflächenanlagen“, der den Bedarf auf 413 Millionen Kilowattstunden an grünem Strom aus Solaranlagen bis 2035 schätzt.
Mit 170 Millionen Kilowattstunden würde der Solarpark in Beidendorf schon einen erheblichen Anteil abdecken. „Wir würden damit aber auch 50.000 Haushalte versorgen“, rechnet Röttger vor. Es gebe auch keine Eingriffe in die Natur. Die Ackerflächen würden bisher intensiv bewirtschaftet. Künftig könnte sich Natur unter den 80 Zentimeter hohen Solarmodulen und zwischen ihnen ausbreiten.
Die Knicks, die die landwirtschaftlichen Flächen säumen, wollen die Geschäftsführer erhalten. „Wir nehmen den Arten- und Naturschutz sehr ernst“, beteuert Olderog, „wir haben Biologen beauftragt, die die Flächen zu Tages- und Nachtzeiten begehen.“