Es gibt allerdings nicht nur Grund zum Feiern, es gibt auch eine ernste Botschaft. „Der Aufschrei gegen Rechts zu Beginn des Jahres 2024 war beeindruckend und hat Mut gemacht“, sagt Christian Till, Vorsitzender des Vereins CSD. „Doch die Empörung über den Rechtsruck in Politik und Gesellschaft verstummt langsam wieder.“ Bei allen rechtlichen Fortschritten, die die Community erkämpft habe und trotz wachsender gesellschaftlichen Akzeptanz queerer Lebensweisen, werde der Wind schärfer, „der uns aus konservativen und rechts gesinnten Kreisen entgegenweht“.
Christian Till ergänzt: „Wir zählen jedes Jahr mehr Gewalttaten an queeren Personen.“ Dies seien keine „Alltagsreibereien“, sondern Fälle von Hasskriminalität, die die Betroffenen mit Ängsten und Zweifeln zurückließen und für wachsende Verunsicherung sorgten. Der Vereinsvorsitzende: „Mit dem Motto #FARBENbekennen fordert der Christopher Street Day in Lübeck jede einzelne Person auf, Stellung gegen Queer-Feindlichkeit zu beziehen und für die Akzeptanz und rechtliche Gleichstellung von LSBTIQ*-Menschen einzutreten.“ Christian Till und seine Mitstreiter freuen sich schon auf viele interessante Gespräche.
Der Lübecker CSD beginnt für alle, die gerne singen, bereits am Freitag, 9. August, mit Charity-Karaoke in der Location 25, Hartengrube 25-27, ab 19 Uhr. Am Montag, 12. August, bekennt die TH Lübeck um 13 Uhr Farbe, um 18 Uhr werden dann am Rathaus die Regenbogenflaggen gehisst, und um 22 Uhr eröffnet in St. Marien die Fotoausstellung „This is me. Queer und religiös?“ Weitere Veranstaltungen in der Woche vom 9. bis 17. finden sich im vollständigen Programm unter www.luebeck-pride.de/.
Mit einer Warm-up-Disco will DJ Andreas Ewert das Partyvolk am Freitag, 16. August, ab 15 Uhr auf dem Markt in Stimmung bringen, bevor um 18 Uhr in St. Marien der ökumenische CSD-Eröffnungsgottesdienst beginnt. Am Samstag startet das Straßenfest bereits um 11 Uhr, Ricardo M., der Mann mit dem Oberlippenbärtchen, führt als Moderator gewohnt charmant durch den Tag.
Um 12 Uhr beginnt am Marienkirchhof die große Demo unter dem Motto „#FARBENbekennen“ mit vielen bunten Wagen und Fußgruppen. Beim 22. Lübecker CSD rechnet Till mit 3000 bis 4000 Teilnehmern an der Demo, „weil wir noch mehr Besucher von anderen CSDs in Norddeutschland haben werden“. Am Samstag, 27. Juli, waren die Lübecker übrigens mit einem Info-Stand beim Berliner CSD vertreten. Beim Straßenfest auf dem Markt treten diverse Bands und Künstler wie Esther Filly, Friend‘tett und Glüxkinder auf.
Ruhiger geht es von 15 bis 18.30 Uhr in St. Marien zu, denn dort werden Spontantrauungen und Segnungen für alle angeboten. Zudem spendet Pastorin Inga Meißner den Transitionssegen. Eine Anmeldung ist nicht nötig, Informationen gibt es unter meissner@st-marien-luebeck.de oder der Rufnummer 0451/ 3 97 70 14.
Der CSD endet mit einer „Pride Night of Colours“ ab 21 Uhr in Lübecks neuer Eventlocation Juniper, Herrenholz 12. Tickets kosten zwölf Euro im Vorverkauf und beinhalten einen Shuttle-Service vom Markt zur Location und zurück zum Zob. Erhältlich sind sie im Vorverkauf unter www.luebeck-pride.de oder an der Abendkasse. Nach dem Feiern ist Fegen angesagt. Christian Till: „Ab 9 Uhr fegen wir gemeinsam den Markt.“