Die beiden Männer dürften denjenigen bekannt sein, die öfter mal den Dom besuchen. Sie bereiten Konzerte und Veranstaltungen vor, räumen alles wieder weg, kümmern sich um das Catering, bestellen alle Utensilien, die in so einer großen Kirche gebraucht werden – von den Kerzen für den Altar bis zum Putzlappen, säubern die handgefertigten silbernen Abendmahlskelche, reparieren kleine und große Dinge, beantworten Fragen von Schülern und halten kurzum die Kirche instand. „Eine der schönsten und wichtigsten Aufgaben ist für uns die Gottesdienstvorbereitung, doch diese macht den kleinsten Anteil der unserer Arbeit aus“, sagt Heiko Gruhl. Für ihn ist der Beruf des Küsters ein Traumberuf: „Kaiser, Könige und Küster haben hochherrschaftliche Wirkungsstätten“, schmunzelt er. Er empfinde seinen Arbeitsplatz als Dom-Küster als sehr privilegiert – einerseits sei da die reale, energetische Nähe zu Gott und auch ganz konkret das Wirken in einem tollen Team und mit tollen Menschen, die tagtäglich den Dom besuchen. Nicht zuletzt spielt auch der Glaube für Heiko Gruhl eine große Rolle: „Im normal hektischen Alltag vergisst man doch ganz schnell, was denn eigentlich der Sinn des Lebens ist. Ich habe diesen hier täglich vor Augen. Ich muss sagen, ich bin gerne Gottes Bodenpersonal.“ Er liebe die Vielfältigkeit seines Berufes, der kein herkömmlicher Lehrberuf sei. „Küster wird man aus Berufung“, so der gelernte Speditionskaufmann.
Dieser Meinung ist auch Markus Rogosinski, der 40 Jahre lang als Logistik -und Salesmanager, vornehmlich in der Elektroindustrie, tätig war und zudem Betriebswirtschaft studierte: „Ich finde Lebenserfahrung total wichtig für diesen Beruf. Wir haben es mit den unterschiedlichsten Charakteren zu tun, die den Dom besuchen. Dazu sind wir das Aushängeschild für diese Kirche und ihre Gemeinde“. Ihn fasziniere an dieser, dass es so viele Ehrenamtliche gibt, die sich um die Kirche und das Leben in ihr kümmern. „Ich war sehr überrascht über so viel Engagement, als ich anfing, hier zu arbeiten. Die Leute sind dankbar, etwas für den Dom und seine Menschen tun zu können. Sie haben hier eine Heimat gefunden.“
Für beide Küster ist es spannend zu sehen, wie sich die Institution Kirche verändere und modernisiere – und wie sehr sie trotz allem gebraucht werde. „In diesen Räumen bleibt die Zeit stehen und der Mensch kommt fast automatisch zur Ruhe“, resümiert Heiko Gruhl. Er beobachte zu gerne diejenigen, die Kerzen am Lichtaltar anzünden, für einen Moment innehalten und ganz für sich sind. „Dieser eine kleine Moment kann der entscheidende Impuls für den Tag sein, der sie tief bewegt.“ Und dann gebe es die Tage, an denen er sich wie Speedy Gonzales fühle und sein Zähler abends 12.000 Schritte auf der Uhr anzeige. Aber auch das gehöre zum Alltag eines Küsters, „nie genau zu wissen, was einen erwartet“. Markus Rogosinski stimmt lachend zu: „Wir üben uns in Gelassenheit.“
Für den Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg ist Silke Falk, Küsterin in Siebenbäumen, Ansprechpartnerin für alle Küsterinnen und Küster: „In der Öffentlichkeit ist gar nicht so bekannt, was für ein wunderbarer Beruf dies ist.“ Nachwuchs werde immer gebraucht, als Anforderungen wären eine handwerkliche Ausbildung oder eine Ausbildung und gute handwerkliche Kenntnisse von Vorteil. „In dem Beruf als Küster:in fallen immer mal kleine Reparaturen oder Renovierungsarbeiten an. Wichtig ist auch ein freundlich-aufgeschlossener Umgang mit Menschen, Spaß am Dekorieren und dem Organisieren von Veranstaltungen.“ Alle Grundlagen, die es dafür brauche, bekämen Interessierte auf den Küsterkonventen sowie auf Ausbildungsveranstaltungen.In der Nordkirche gibt es den Küsterarbeitskreis als Interessenvertretung für Küsterinnen und Küster, dieser bietet Fortbildungen und Seminare sowie Vernetzung und Austausch an. So findet der 6. Küstertag der Nordkirche am 30. September 2024 in Rickling statt. Über diesen Arbeitskreis kann auch die Ausbildung zur Küsterin / zum Küster absolviert werden. Mehr Informationen unter www.kuester-nordkirche.de.