Wenn der Kran wieder weg ist, soll die Baugrube genutzt werden, um die Rampe für die Fahrradgarage zu bauen. Bis zu 500 Stellplätze für die Fahrräder der Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte, aber auch für die Öffentlichkeit sind unterhalb des Schrangens geplant.
„Die Umnutzung des ehemaligen Karstadt-Gebäudes ist eine Chance für Lübeck, ein Leuchtturmprojekt in den Bereichen Bildung und Innovation zu entwickeln und den Strukturwandel in der Innenstadt aktiv mitzugestalten“, sagt Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). „Zudem werden wir den Raumbedarf der Innenstadtgymnasien zukunftsweisend decken und damit die bestehenden Schulstandorte stärken.“Bis dahin ist noch ein weiter Weg. Denn das einstige Warenhaus mit einer Gebäudetiefe von 35 Metern muss komplett umgebaut werden – und zwar nach den Plänen der Lübecker Architekten des Büros ppp generalplaner + architekten. „Wir werden das Dachgeschoss abreißen“, sagte die Projektleiterin im Bauausschuss der Bürgerschaft, „und durch eine leichtere Konstruktion in Holzrahmenbauweise ersetzen.“
Mitten durch das ganze Gebäude wird ein Lichthof bis ins Untergeschoss geführt, das noch nie Tageslicht gesehen hat. „Dadurch gewinnen wir Licht für die Flächen im Inneren des Hauses“, erklärte Christina Friedrich. Zugleich diene der Lichthof der Lüftung. Er gilt als künftiges „Herz des Hauses“.
Das Erdgeschoss wird zu einer barrierefreien, offenen Halle mit verglaster Fassade samt Cafeteria, Ausstellungsflächen, Bühnen und dem gläsernen Studio des Offenen Kanals. Der Raum unter den Arkaden an der Königstraße bietet sich für die Außengastronomie eines vorgesehenen Cafés an. Die Schülerinnen und Schüler erreichen ihre Klassen- und Lernräume in den Obergeschossen durch die vorhandenen Treppenhäuser an der Königstraße, Fleischhauerstraße und am Schrangen, die zugleich als Fluchttreppen dienen. Freies Lernen wird auf flexibel gestaltbaren Flächen von 720 Quadratmetern ermöglicht.
Vom Erdgeschoss führt eine breite Sitztreppe hinunter in einen Präsentationsbereich und auf eine Bühne zu. Die Treppe dient zugleich als Tribüne. Die nebenliegenden Räume im Untergeschoss können für Partys, Konzerte, Lesungen und Ausstellungen genutzt werden. Die 32 Klassenräume der vier Gymnasien OzD, Katharineum, Johanneum und Ernestinenschule werden in der Mitte des Gebäudes angeordnet, um ruhiges, konzentriertes Lernen und Arbeiten zu gewährleisten. Beidseitig des Lichthofs sind jeweils Unterrichtsräume geplant, die sich durch mobile Trennwände flexibel zusammenschalten lassen. Die offenen Lernräume werden außen angeordnet.
Die Gemeinschaftsflächen würden durch ihre multifunktionale Ausstattung nachhaltig zum Betrieb des Gebäudes beitragen, sagt Bausenatorin Joanna Hagen (parteilos): „Ein großes Anliegen ist auch, dass das Haus in Teilen der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Unsere ersten Erfahrungen im Rahmen der Zwischennutzung zeigen uns sehr deutlich, dass dieser Ort in der Innenstadt gebraucht wird.“
Ausgedacht und entworfen haben diese Pläne nicht nur die Fachleute aus den Behörden und die Architekten. Beteiligt waren Schüler, Eltern und Lehrkräfte der vier innerstädtischen Gymnasien, Vertreterinnen der Universität zu Lübeck, der Musikhochschule Lübeck, der Technischen Hochschule Lübeck und des Offenen Kanals, der ein gläsernes Studio aufbaut. „Die Schülerinnen und Schüler gaben entscheidende Impulse für flexible, offene Raumstrukturen, die für eine innovative Lernumgebung sorgen“, sagt Bildungssenatorin Monika Frank (SPD).
Die Schulen bestehen darauf, dass das Bildungszentrum am Schrangen kein reines Oberstufenzentrum wird. Auch Schüler der fünften bis zehnten Klassen sollen in den Genuss der neuen Lernformen kommen, berichtete Projektleiterin Friedrich aus den Gesprächen mit den Gymnasien.
Der spektakuläre Umbau des früheren Warenhauses hat auch seinen Preis. Der Kostenrahmen wird aktuell auf 27 Millionen Euro geschätzt. Vor zwei Jahren lagen die geschätzten Kosten noch bei 24 Millionen Euro. Eine Fahrradgarage unter dem Schrangen ist da noch nicht mitgerechnet. Die Planer und Architekten stehen zudem unter einem enormen Zeitdruck. „Bis 2028 müssen wir fertig werden“, sagt Projektleiterin Friedrich, „das ist ein sportlicher Zeitplan.“