Bis zum Jahresende betreibt der Verein noch die Dokumentationsstätte, dann übernehmen Land und Stadt. Die Ausstellungsstücke, die Ingrid Schatz auf 1500 Exemplare schätzt, wurden jetzt per Vertrag an die Hansestadt übertragen. „Diese Sammlung sucht ihresgleichen“, schwärmte der Kieler Staatssekretär Guido Wendt bei der Unterzeichnung am Mittwoch.
„Die Übereignung der Sammlung ist ein Meilenstein für die Entwicklung der Grenzdokumentationsstätte und ihren weiteren Transformationsprozess“, sagte Wendt, der aber auch nicht verschwieg, dass der ganze Prozess ein „Klimmzug“ und eine „enorme Herausforderung“ gewesen sei.
Das Land stellt 150.000 Euro für die Inventarisierung und Digitalisierung der Ausstellungsstücke und für die Dokumentation von Zeitzeugen-Interviews zur Verfügung. Die Hansestadt beteiligt sich mit 50.000 Euro sowie personeller Unterstützung seitens der Verwaltung und dem Erlass von Miete und Betriebskosten für das Gebäude. Dies entspricht einem jährlichen Betrag von knapp 60.000 Euro. Eine Unterstützung durch Drittmittel ist ebenfalls vorgesehen, ein entsprechender Projektantrag wurde gestellt.
Außerdem muss das frühere Zollhaus, das sich der Förderverein jahrelang mit einem Jugendtreff teilte, saniert werden. Dafür und für den Aufbau einer neuen Ausstellung sind Anträge bei der Metropolregion Hamburg, der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur und dem Land Schleswig-Holstein geplant. Um das alles zu managen, werde eine Projektleitung eingestellt, erklärte Kultursenatorin Monika Frank (SPD).
Für die vielen Lobpreisungen der ehrenamtlichen Arbeit bedankte sich die Vereinsvorsitzende Ingrid Schatz: „Ich bin gerührt.“ Denn das Engagement wurde in Lübeck nicht immer gewürdigt. Vor allem die SPD hatte so ihre Probleme mit dem Museum. „Ich lag mit meiner Fraktion das eine oder andere Mal über Kreuz“, bestätigte Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). Die Hansestadt habe die Dokumentationsstätte, die an die Zeit der deutschen Teilung erinnert, zum Teil stiefmütterlich behandelt. Dass sich ein Jugendtreff und das Museum ein Gebäude teilen mussten, sei für beide Seiten nicht glücklich gewesen.
„Wir waren Gegner und wurden Freunde“, fasste Ingrid Schatz die früheren Auseinandersetzungen zusammen. Und der Bürgermeister verriet, wie Menschen sich zusammenraufen. „Bei Windbeutel und Kuchen im Keller haben wir um die Zukunft der Dokumentationsstätte gerungen“, sagte Jan Lindenau, für den das Grenzmuseum stets „ein Herzensanliegen“ gewesen ist. Und der finanzielle Aufwand sei nicht so groß, dass Lübeck sich den Betrieb nicht leisten könne.
Für Ingrid Schatz, die mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern weiterhin bei Führungen helfen will, ist wichtig, dass der Charme des Hauses und der Ausstellung erhalten bleibt. Im Gästebuch loben Besucher aus aller Welt die Vielfalt der Objekte und den direkten Zugang zu den Ausstellungsstücken. „Mir ist vor allem wichtig, dass diese Ausstellungsstücke nicht eines Tages in irgendeinem Keller landen“, erklärte die Vereinsvorsitzende.