Der Priwall, große Teile von Travemünde und Teile der Lübecker Altstadt würden dadurch überflutet. Schotten würden nur bis zu einem bestimmten Pegelstand helfen, danach würde der Wasserdruck zu groß, sagte die Klimaschützerin.
Wissenschaftler des Forschungsprojekts Seascape haben deshalb großflächige Schutzmaßnahmen untersucht. Der Aufbau von Dünen am Priwall würde gegen Sturmfluten nicht helfen. Zudem müsste ein Großteil der vier Kilometer langen Dünen auf mecklenburgischer Seite entstehen. „Ohne Mecklenburg-Vorpommern können wir den Priwall nicht retten“, sagte Umweltsenator Ludger Hinsen (parteilos).
Flexible Schutzwände müssten auf 23 Kilometern aufgebaut werden, um Lübeck und Travemünde zu schützen. Ein Sperrwerk bei Schlutup, das die SPD bereits in ihr Wahlprogramm geschrieben hat und das auch von Bürgern vorgeschlagen wurde, würde zwar die Altstadt schützen, aber nicht Travemünde und den Priwall.
Dort müsste ein weiteres Sperrwerk errichtet werden. Dann, so haben die Modellrechnungen ergeben, würden die meisten Gebäude in Lübeck und Travemünde geschützt werden können. Solche Schutzmaßnahmen aber seien so aufwendig, dass sie mit Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und dem Bund abgestimmt werden müssten. Nicht zuletzt wegen der Finanzierung.
Bei dem Forschungsprojekt Seascape handele es sich aber um eine rein wissenschaftliche Herangehensweise. Welche Maßnahmen Kommunen generell aufgrund des steigenden Meeresspiegels ergreifen könnten, sagt die Verwaltung. Diese Maßnahmen seien erste, sehr grobe und rein theoretische Überlegungen. Konkrete Nachfragen, welche Schutzmaßnahmen künftig Travemünde, den Priwall und Lübeck schützen könnten, kann die Verwaltung nicht beantworten: „Es wäre nicht seriös, zur Zeit konkreter auf Fragen nach operativen Schlussfolgerungen aus der Studie zu antworten.“
Die amtlichen Klimaschützer haben jetzt auch eine Stadtklimaanalyse vorgelegt. Danach fielen die fünf wärmsten Jahre in der Hansestadt seit 1881 in die Zeit seit 2011. „Wir werden künftig in Lübeck mehr Tage und Nächte mit großer Hitzebelastung haben“, sagte Elke Kruse. In dicht besiedelten Stadtteilen würden heute schon die Nächte acht Grad wärmer ausfallen als in Bereichen mit viel Grün und Kaltluftbahnen. Dieser Effekt der städtischen Wärmeinseln würde durch den Klimawandel häufiger auftreten. Heiße Nächte würden vor allem für Alte, Kranke, Kleinkinder und Schwangere zum Problem. „Erholsamer Schlaf ist nur unter 20 Grad Celsius möglich“, sagte die Klimaschützerin. Je nachdem, wie intensiv Lübeck in den nächsten Jahren Klimaschutz betreibt und Kohlendioxid-Emissionen senkt, würde die Jahresdurchschnittstemperatur um 0,7 bis 2,4 Grad bis 2060 zunehmen.
„Wir brauchen eine stärkere Begrünung des öffentlichen Raums“, fordert Klimaschützerin Kruse. Flächen müssten entsiegelt und mit Bäumen bepflanzt werden. Bürger und Betriebe könnten ebenfalls handeln. Hausbesitzer könnten die Fassaden begrünen und Sonnenschutz an den Gebäuden anbringen. Die genauen Ergebnisse der Stadtklimaanalyse will die Klimaleitstelle im Internet - unter anderem auf dem Hitzeportal - veröffentlichen. „Sie sollten zeitnah abrufbar sein“, erklärt die Verwaltung, „wir werden zum Start eine Pressemitteilung vorbereiten.“