„Die E-Scooter können eine mögliche Nischenfunktion im Mobilitätsmix einnehmen – insbesondere bei Touristen“, betont Lübecks Stadtsprecherin Nicole Dorel. Eine tragende Säule der Verkehrswende seien die Roller aber nicht.
Etwas kritischer äußern sich hingegen die Krankenhäuser in Lübeck. Sowohl die Sana Kliniken als auch das UKSH halten E-Scooter prinzipiell für gefährlich. Laut Birte Gruhle von den Sana Kliniken sind besonders das hohe Tempo und die Geräuschlosigkeit kritische Aspekte. Denn Passantinnen und Passanten hören nicht, wenn die Roller näher kommen.
Dr. Sebastian Wolfrum, Leiter der interdisziplinären Notaufnahme am UKSH, berichtet von 89 Patienten und Patientinnen im vergangenen Jahr durch einem E-Scooter-Unfall. Sie ließen sich grob in drei Kategorien einteilen: die Fahrer, die Angefahrenen und Passanten, die über schlecht geparkte Roller gestolpert sind. Den Sana Kliniken sind keine konkreten Zahlen bekannt, da diese nicht systematisch erfasst werden.
Im Verhältnis zu rund einer Million zurückgelegte Fahrten im Jahr 2023 haben sich nur sehr wenige Lübecker schwer verletzt. Trotzdem wünschen sich die Mediziner beider Kliniken klarere Regeln zu den Wegen, auf denen die E-Roller gefahren werden dürfen, und eine Helmpflicht, um schwere Kopfverletzungen zu minimieren.Ein weiteres Problem sei der Einfluss von Alkohol, berichtet der Pressesprecher der Lübecker Polizei, Maik Seidel. Bei allen ermittelten Fahrten unter Alkoholeinfluss im Jahr 2023 (Auto, Fahrrad, Roller und E-Scooter) fielen 33 Prozent der Verstöße auf E-Scooter-Fahrer ab.
Insgesamt sieht die Stadt Lübeck aber kein Problem mit den E-Rollern, die aktuell von den Unternehmen Voi, Tier und Bolt ausgeliehen werden. Vielmehr weist sie auf die aktuelle Begrenzung hin. Seit im April 2022 eine maximale Stückzahl von 2000 Scootern beschlossen wurde, gebe es deutlich weniger Beschwerden, ergänzt Pressesprecherin Nicole Dorel.