„Uns wird eine Lebensader abgeschnitten“, sagt Martin Aye, Geschäftsführer des Tagungshotels Slow Down auf dem Priwall, „dass die Fähre nicht fährt, ist eine der häufigsten Beschwerden unserer Gäste.“ Beach Bay und Slow Down würden für eine halbe Million Übernachtungen auf dem Priwall pro Jahr sorgen.
Wartungsarbeiten seien kein Problem, „das erst gestern aufgetaucht ist“, kritisiert Aye die Stadtwerke Lübeck Mobil, „wenn ein Bus ausfällt, wird doch auch Ersatz gestellt.“ Zur Not müsste die Personenfähre am Kohlenhofkai anlegen können, sagt der Geschäftsführer, der von seinen Gästen immer wieder ermuntert wird, ein eigenes Fährschiff anzuschaffen. Das könne er aber nicht machen, erklärt Martin Aye.
Als „unglücklich und so nicht vorgesehen“, beschreibt Thomas Thalau, Vorsitzender des Ortsrates, die Lage. Travemünde werbe mit dem sogenannten Rundumlauf der Promenaden – auf der Travemünder Seite geht es die Travepromenade hoch bis zum kleinen Fährvorplatz. Von dort mit der Personenfähre rüber zum Priwall. Dann die Priwall-Promenade wieder runter bis zur Autofähre und wieder rüber auf die Travemünder Seite – und die Travepromenade wieder hoch. Wenn damit das ganze Jahr Touristen gewonnen werden sollen, dürfe die Personenfähre nicht immer wieder ausfallen, fordert Thalau: „Ich hoffe, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“
„Die Antwort der Stadtwerke ist überhaupt nicht befriedigend“, erklärt FDP-Fraktionschef Fürter, der die Frage nach einem verlässlichen Betrieb aufgeworfen hat. Er sei persönlich auch schon vom Ausfall betroffen gewesen, berichtet der FDP-Politiker: „Die Ausfälle häufen sich.“
Im Juli vergangenen Jahres, während der Travemünder Woche, mussten Skipper und andere Teilnehmer des Segel-Events den Weg vom Priwall nach Travemünde und umgekehrt über die einen Kilometer entfernten Autofähren nehmen, weil die „Priwall IV“ wegen einer beschädigten Kupplung und die reguläre Fähre „Priwall VI“ wegen eines Getriebeschadens ausfiel. Im Februar dieses Jahres fuhren die Fähren wochenlang wegen Reparaturarbeiten an den Anlegern nicht.
Die Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten seien aufwendig, erklärt der neue Aufsichtsratsvorsitzende des Unternehmens, Bernhard Simon (CDU). Für die Wartung der Anleger seien Taucheinsätze erforderlich. Die regelmäßigen Untersuchungen würden der Betriebssicherheit dienen, sagt Simon. Provisorische Schwimmpontons an anderen Stellen würden nicht ausreichen, um Sicherheit zu gewährleisten.
Im November 2021 hatte die Bürgerschaft den ganzjährigen Betrieb beschlossen. Nach LN-Informationen haben die Stadtwerke Lübeck Mobil damals darauf hingewiesen, dass es wegen Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten zu Ausfällen kommen kann. Zumal die 59 Jahre alte „Priwall IV“ nur noch bis 2025 fahren darf. Die Suche nach einem Ersatzschiff gestalte sich schwierig, erklärt das Unternehmen. „Wir sind uns der Problematik bewusst und arbeiten an einer Lösung mit mehr Betriebsstabilität“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Bernhard Simon.