Doch schon seit fast zwei Jahren wurde aus der kleinen Hütte, die den Stadtwerken gehört, kein Wassereis mehr verkauft. „Ich kannte die Vorbesitzer sehr gut, die haben den Kiosk seit 1975 mit Herzblut betrieben, aber mussten dann aus gesundheitlichen Gründen aufgeben“, sagt der 58-Jährige. „Ich habe nicht lange überlegt, als sie mich gefragt haben, ob ich das Ding übernehme.“
Deswegen hat Dahlke jetzt jede Menge zu tun. Fegen, Regale aufbauen, Flyer organisieren, Ware bestellen, Merchandise-Artikel entwerfen – Andy Dahlke hat viel vor. 36 Jahre hat er im Bereich der Logistik gearbeitet, jetzt brennt er für seinen Kiosk, den er „Bei Andy“ nennt. „Wenn ich hier arbeite, dann kommen ständig Leute vorbei, die fragen, ob der Kiosk wieder aufmachen wird“, erzählt Dahlke. „Die freuen sich, wenn sie hören, dass es am 1. Mai ab 10 Uhr einen großen Sektempfang zur Neueröffnung gibt – und das motiviert mich auch.“ Natürlich wird Dahlke das verkaufen, was man in einem Kiosk erwartet: Zeitungen, Tabak, Getränke, Süßigkeiten und Eis. Aber er will seinen Kunden – besonders den Älteren – auch Besonderes bieten, Nostalgisches. „Ich habe eine Produktpalette, die Menschen meiner Generation aus ihrer Kindheit kennen: Klatschbrötchen, Schleckmuscheln, Brausepulverstangen oder Esspapier“, sagt Dahlke.
Dazu kommen belegte Brötchen, selbst gemachte Suppen oder Eintöpfe als Mittagstisch, Kaffee und Kuchen. Sogar einen Außenbereich, eine „Klönecke“, kann Dahlke bieten. Sie bietet Platz für bis zu 25 Personen.
„Meine Brötchen kommen vom Bäcker Mohr, ehemals Remmert. Wurst und Fleisch beziehe ich von einem Metzger – alles regional, alles beste Qualität“, sagt Dahlke. „Als Kiosk-Spezialität wird es ein Baguette geben, das ist belegt mit ,spicy‘ Mayonnaise, Rührei, einer Schinkenwurst und Bacon – ich nenne es ,Halber Dackel‘. Oder ,Störtebeker‘. Das weiß ich noch nicht.“Ein halbes belegtes Brötchen mit Käse soll etwa 1,80 Euro kosten, Getränke sollen günstiger als in Restaurants oder Kneipen sein. „Das muss moderat zugehen, aber ich muss davon natürlich auch leben können“, sagt Dahlke. Er plant auch Events wie etwa einen kleinen Weihnachtsmarkt.
Seine Öffnungszeiten sind ambitioniert, besonders, weil er und seine Lebensgefährtin Conny wohl die Einzigen sind, die aus dem Fenster Waren verkaufen werden. Täglich geht es um 7 Uhr morgens los, bis 18 Uhr bleibt der Kiosk offen. „Sonntags klaue ich mir eine Stunde, da ist erst ab 8 Uhr geöffnet. Und wenn im Sommer hier jemand länger sitzen bleiben und ein Weinchen trinken will, lasse ich natürlich länger auf“, sagt Dahlke. „Aber Montag ist Ruhetag. Da gibt es auch keine Zeitung.“
In seinem Businessplan, den er für den Kioskbetrieb erstellt hat, steht auch ein Wort, das auf den ersten Blick gar nicht so viel mit Betriebswirtschaft zu tun hat: Geborgenheit. „Man muss schauen, was man seinen Gästen bieten kann, und das muss zu seinem Leben passen“, sagt Dahlke. „Bei mir ist es Geborgenheit. Bei mir sollen sich alle wohlfühlen, alt und jung“, sagt Dahlke und kommt ins Schwärmen. „Wenn man einen Klönschnack halten will, wenn man mal ein offenes Ohr braucht oder einfach ein bisschen Gesellschaft will – hier ,Bei Andy‘ will ich einen Ort dafür schaffen.“