„Die eingeschränkte Erreichbarkeit über einen längeren Zeitraum verschlechtert die Attraktivität der Beckergrube für Kunden, Einzelhändler und Gastronomie“, sagt Rüdiger Schacht, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck, „eine rechtzeitige Kommunikation mit den Gewerbetreibenden ist daher von besonderer Bedeutung.“
Die IHK schätzt, dass die Auswirkungen auf den Verkehr erheblich sein werden. Für die Autofahrer sei der Umweg machbar, „aber für das Busfahren dürfte die Umleitung zur großen Herausforderung werden“, erklärt Rüdiger Schacht. Neben längeren Fahrzeiten könnte es auch zu Einschränkungen für die Fahrgäste auf anderen Linien kommen, befürchtet die IHK.
Die elf Buslinien sollen vom Gustav-Radbruch-Platz in Richtung Innenstadt über Falkenstraße, Krähenstraße und Wahmstraße fahren. Die Fahrten verlängern sich um zwei bis drei Minuten, Verspätungen könnten zum Ausfall oder zum Abbruch von Fahrten führen, heißt es in der Beschlussvorlage für die Politiker. Weil zusätzliche Busse und Fahrer nicht zur Verfügung stehen, könne es dazu kommen, dass Busse auf einigen Linien seltener fahren.
Autos werden über Falkenstraße, Hüxterdamm und Kanalstraße umgeleitet. Radfahrende werden über die Kupferschmiedestraße und die obere Fischergrube umgeleitet. „Die Fischergrube ist wegen des Pflasters nicht optimal“, sagt Wolfgang Raabe, Vorsitzender des Fahrradclubs ADFC, „die Kupferschmiedestraße ist in Ordnung.“
Weil der Verfall von Fördermitteln droht, muss die Verwaltung die Baumaßnahme bis Ende 2025 umsetzen. „Wir müssen im Juli 2024 starten, um den ersten Teilbauabschnitt bis zum Aufbau des Weihnachtsmarkts abschließen zu können“, erklärt Bausenatorin Joanna Hagen (parteilos).
Die Politik wird sich dem Zeitdruck beugen. Sowohl die Jamaika-Mehrheit von CDU, Grünen und FDP als auch die SPD signalisieren, dass sie die Fördermittel von 3,5 Millionen Euro nicht gefährden wollen. „Wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholera“, sagt FDP-Fraktionschef Thorsten Fürter, „entweder wir sperren die Altstadt großflächig ab oder wir verlieren Fördergelder.“ CDU und Grüne fordern die Verwaltung auf, noch mal mit der Wasser- und Schifffahrtsbehörde wegen der gesperrten Hubbrücke zu sprechen.„Es muss doch möglich sein, die Hubbrücke vorübergehend wieder für den Autoverkehr nutzbar zu machen“, sagt Ulrich Brock (CDU), Vorsitzender des Bauausschusses. Das sieht auch Arne-Matz Ramcke, Verkehrspolitiker der Grünen, so: „Damit würde uns einiges an Stress erspart.“