69,3 Prozent der Befragten glauben nicht, dass alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen von der Digitalisierung profitieren. Am optimistischsten sind die 18- bis 29-Jährigen, während bei den 40- bis 49-Jährigen am wenigsten Zuversicht herrscht. Fast die Hälfte der Befragten (48,9 Prozent) fordert, dass der Zugang zu Dienstleistungen einfacher wird. 44,7 Prozent erwarten die Sicherheit persönlicher Daten und 42,8 Prozent eine bessere Kommunikation zwischen Behörden.
Stadtwerke und Civey präsentierten die Ergebnisse des „Fakten-Check Digitalisierung“ beim Zukunftskongress vor kurzem in der Gollan-Kulturwerft. Neben dieser repräsentativen Umfrage stellte der kommunale Versorger, der digitale Dienstleistungen bundesweit anbietet, eine nicht-repräsentative Straßenumfrage in der Lübecker Innenstadt vor. Ergebnis: Vom Begriff Smart City Lübeck haben viele noch nie gehört, aber das Kitaportal im Internet oder Online-Terminbuchungen finden Bürger gut.
Janina Mütze, Geschäftsführerin des Berliner Instituts Civey, steuerte weitere bundesweite Umfrageergebnisse zur Digitalisierung bei. Danach ist die digitale Nutzung am weitesten bei Freizeit und Shoppen vorgedrungen, am wenigsten in den Bereichen Bildung und Mobilität.
Das Bild, das Minister, Bürgermeister und Bundespolitiker auf dem Zukunftskongress zeichneten, passt nicht zu den Äußerungen der Bürger. „Lübeck und Schleswig-Holstein sind bei der Digitalisierung deutschlandweit vorne“, sagte Markus Richter, Staatssekretär im Bundesinnenministerium, „Deutschland kann Innovation, aber wir müssen Lust auf Veränderung machen.“
Lübeck sei weit vorne, bestätigte Bürgermeister Jan Lindenau (SPD): „Wir sind die zweite Stadt nach Hamburg, in der die Wohnung online umgemeldet werden kann.“ Im Smart City Index stehe die Hansestadt auf Platz 19 von 81 Rängen. Studierende könnten ihren Bafög-Antrag online stellen, die Verwaltung führe in mehreren Behörden die digitale Akte ein und 100 öffentliche Dienstleistungen seien mittlerweile digitalisiert.„Wir sind viel besser als unser Ruf“, erklärte der Lübecker Bundestagsabgeordnete Tim Klüssendorf (SPD), „Lübeck und Schleswig-Holstein liegen bundesweit vorn.“ Die Kommunen müssten sich jetzt überlegen, welche konkreten Schritte sie unternehmen. „Die Menschen müssen spüren, dass sie einen Mehrwert von der Digitalisierung der Dienstleistungen haben“, sagte der Lübecker Landtagsabgeordnete Jasper Balke (Grüne).
Aus Sicht des schleswig-holsteinischen Digitalisierungsministers Dirk Schrödter, der per Video zugeschaltet war, ist die Digitalisierung unumkehrbar: „Wir werden uns auf Dauer nicht zwei Wege zu Verwaltungsleistungen leisten können.“ Für Menschen, die Probleme mit der Handhabung hätten, müsse es digitale Assistenzen geben.
„Die Bereitstellung von digitalen Lösungen auf kommunaler Ebene, die das Leben der Bürger erleichtert und ihre Lebensqualität erhöht, wird in Zukunft eine der wichtigsten Aufgaben des staatlichen Versorgungsauftrags“, ist auch Stadtwerke-Chef Jens Meier überzeugt. In nicht allzu ferner Zukunft würden autonom fahrende Autos auf unseren Straßen rollen und smarte Wohngebäude mit den Bewohnern kommunizieren.