„Mehr Aufenthaltsqualität, mehr Grün und ein erster wegweisender Schritt in Richtung Mobilitätswende – dass alles vereint die Neugestaltung der Beckergrube in der Lübecker Altstadt“, schreibt die Hansestadt Lübeck in einer Pressemitteilung. Hinter der geplanten Neugestaltung der Beckergrube stehen also hehre Ziele. Optisch zeigt die 40 Quadratmeter große Testfläche in der Mitte der Beckergrube nun, wie das Ganze einmal aussehen soll.
„Die Testfläche ermöglicht, Erfahrungswerte und Erkenntnisse für die geplante Neugestaltung zu gewinnen“, sagt Lübecks Bausenatorin Joanna Hagen (parteilos) dazu. Lübeckerinnen und Lübecker lädt die Senatorin ein, vor Ort Platz zu nehmen und die Neugestaltung auf sich wirken zu lassen.
Stefan Wolf hat bereits eine Meinung dazu. Der Lübecker Steinmetzmeister und Geschäftsführer der Firma Naturstein.Kontor.Lübeck kritisiert insbesondere den Pflasterbelag, der in der Beckergrube verwendet werden soll. Denn der sei nicht klimafreundlich, sagt Wolf. „Pflasterklinker gehört nach Asphalt nachweislich zu den größten Verbrauchern von Primärenergie in der Be- und Verarbeitung und ist sogar eines der Belagsmaterialien mit dem größten Treibhauspotenzial“, sagt der Geschäftsmann.
Die Auswahl des Belages sei irritierend, so Wolf. Gerade vor dem Hintergrund, dass Lübeck den Klimanotstand ausgerufen hätte. Als Fachunternehmen mit Sitz in Lübeck sieht sich Stefan Wolf in der Verantwortung, auf diese Situation hinzuweisen. Um seinem Standpunkt Nachdruck zu verleihen, führt Wolf eine entsprechende Studie des Deutschen Natursteinverbandes an. Danach ist das Erderwärmungspotenzial von Pflasterklinker achteinhalb Mal so hoch wie das von Naturwerksteinpflaster.
Wolf kritisiert außerdem den fehlenden historischen Bezug des Pflasterklinkers in Lübeck. Auf der Altstadt gebe es keine maßgeblichen Flächen, auf denen Pflasterklinker zu finden sei. „Es fehlt jeder Bezug sowohl zu den auf den Plänen gezeigten Klinker-Formaten im Boden, als auch zu den sonst in der Stadt optisch einheitlich verwendeten rötlich Natursteinen, die zumindest einen historischen Bezug zur Hanse haben“, erklärt Stefan Wolf.
Die Hansestadt Lübeck will die Beckergrube neu gestalten und zu einer Flaniermeile umbauen. Unter anderem soll ein großer Platz vor dem Theater entstehen. Dafür sollen 100 Bäume gepflanzt und große Teile der Straße neu gepflastert werden. 7,7 Millionen Euro soll alles kosten, 3,8 Millionen davon soll die Stadt zahlen. Der Beginn der Bauarbeiten ist für das kommende Jahr geplant. Fertig werden soll die Beckergrube dann Ende 2025 sein.Vor die Baumpflanzungen setzt die Hansestadt Lübeck umfangreiche archäologische Untersuchungen. Denn besonders auf der Ostseite der Straße könnten die Baumwurzeln auf historische Grundmauern treffen. Weil diese freigelegt werden, können sie dokumentiert werden. Um die Lübecker über den aktuellen Projektstand zu berichten, will die Stadtverwaltung eine Ausstellung einrichten. Sie soll in den Schaufenstern direkt an der neu eingerichteten Testfläche entstehen.