Kurz vor Weihnachten trudelte im vergangenen Jahr die Information herein, dass der Pachtvertrag vom angrenzenden Hotelbetreiber nicht verlängert wird. Seitdem haben Lui Dreier und Ronald Judis viele Gespräche mit ihren Kunden geführt, in Erinnerungen geschwelgt und auch die eine oder andere Träne vergossen.
Denn im Fischbüdchen steckt ihr ganzes Herz. Mit vielen Gästen verbindet das Paar mittlerweile eine Freundschaft. Man werde sich wiedersehen, sagt die 60-Jährige. „Nur eben im anderen Umfeld.“ Bisher war das Fischbüdchen der Treffpunkt für Einheimische, Urlauber und Rehapatienten gleichermaßen. „Die Gäste sind hier unkompliziert miteinander ins Gespräch gekommen und haben sich kennengelernt“, erzählt Lui Dreier.
Im Fischbüdchen habe jeder so sein dürfen, wie er ist – das habe den Ort so besonders gemacht, finden die Betreiber. „So ein unkomplizierter Platz, wo es nur mal Getränke oder eine Kleinigkeit auf die Hand gibt, fehlt künftig in Malente“, sagt Dreier.
Angefangen haben die Betreiber, die aus Berlin kommen, mit Currywurst und Pommes, Rostbratwurst und Fischbrötchen. Aber nach acht Jahren beschloss Ronald Judis, dass er nicht mehr den ganzen Tag nur vor der Fritteuse stehen wollte. Und so gab es im Fischbüdchen künftig nur noch Eis und frisch belegte Fischbaguettes. „Frische war uns immer das wichtigste“, sagt Lui Dreier. „Wir haben immer auf Qualität gesetzt.“
Nicht alle Gäste konnten mit der typisch berlinerischen Art gut umgehen. „Wir sind frech, aber ehrlich“, sagt Lui Dreier. „Das mag nicht jeder, und das ist auch in Ordnung.“ Das letzte Jahr hat ihr aber auch gezeigt, wie viele Gäste an dem Fischbüdchen hängen. Rehapatienten, die sich am Ende der Zeit bedanken, weil sie sich dort dazugehörig fühlten. „Oder ein Paar aus Dänemark, das jetzt überlegt, überhaupt nicht mehr nach Malente zu kommen, wenn wir schließen“, erzählt die 60-Jährige.
Aber wer weiß: Vielleicht haben die beiden ja schon bald ein neues Projekt. „Für die Rente ist es zu früh“, sagt Dreier. „Wir wollen noch was machen, wir hätten ja auch mit dem Fischbüdchen gerne noch fünf bis zehn Jahre weitergemacht.“ Der Blick auf den Dieksee bleibt ihnen ohnehin erhalten. Von ihrer Wohnung aus haben die beiden Seeblick. „Es ist einfach traumhaft, ein friedlicher Ort und jeden Tag anders“, sagen sie. „Wir würden nie wieder nach Berlin zurückgehen.“
Bis zum 16. November ist der Pavillon nahe dem Hotel Dieksee noch geöffnet. Dienstags bis freitags von 15 bis 18 Uhr und am Wochenende von 10 bis 16 Uhr – allerdings gibt es nur noch Eis und Getränke und keine Fischbaguettes mehr.
Wer außerdem Interesse an Gastronomiebedarf oder einem Erinnerungsstück hat: Am 8. und 9. November sowie am 15. und 16. November findet parallel zur Öffnung ein Inventarverkauf statt. Unter anderem werden ein Geschirrspüler, Kühlschränke, ein Glühweinkocher und die Möbel angeboten.