Solero-Technologies schließt sein Werk
Ende 2026 soll Schluss sein – 91 Arbeitsplätze in Malente betroffen – Gewerkschaft findet „Entscheidung nicht nachvollziehbar“

Solero Technologies plant, den Standort Malente bis Ende 2026 aufzugeben. Foto: Dirk Schneider
Malente. Die Nachricht überraschte und schockierte die Mitarbeiter von Solero Technologies in Malente. Bis Ende 2026 soll die Produktion auslaufen, das Werk geschlossen und der Standort aufgegeben werden. In dem Betrieb arbeiten derzeit noch 91 Beschäftigte. Das US-amerikanische Unternehmen ist ein Zulieferbetrieb für die Automobilindustrie mit aktuell acht Standorten in den USA, Deutschland, Tschechien und Rumänien.

Zu den Gründen der Schließung äußert sich die Solero-Geschäftsführung schriftlich: „Diese Maßnahme ist das Ergebnis einer umfassenden wirtschaftlichen Bewertung und spiegelt die anhaltend schwierigen Marktbedingungen in der Automobilindustrie wider.“

Sinkende Nachfrage, veränderte Kundenanforderungen und zunehmender internationaler Wettbewerbsdruck würden eine Anpassung der bestehenden Produktionsnetzwerke erforderlich machen, um langfristig wettbewerbsfähig bleiben zu können.

„Diese Entscheidung trifft die letzten 91 Beschäftigten und ihre Familien ins Mark und stellt einen tiefen Einschnitt in die regionale Wirtschaftsstruktur von Malente dar“, heißt es in einer Pressemitteilung des Betriebsrates und der IG Metall.

Erst vor gut einem Jahr hatte Solero Technologies die Kendrion-Kuhnke Betriebssparte Automotive gekauft. Mit der Übernahme baute Solero ein Drittel der 150 Arbeitsplätze von Kendrion Automotive in Malente ab. 50 Beschäftigte wurden entlassen. Die Verbliebenen erhielten eine zweijährige Standortgarantie, die Ende 2026 ausläuft. Bei der Übernahme hatte Solero-CEO Donald James geäußert, das Unternehmen wolle zu den Top 3 in der Welt der Automotive-Zulieferer aufsteigen. Er zeigte sich optimistisch, dass der Standort Malente seinen Teil dazu beitragen werde.

Der Unternehmenszweig Automation, der auf Pneumatik, Steuerungstechnik und Elektromagnete spezialisiert ist, ist von den Schließungsplänen nicht betroffen. Er gehört weiterhin zum niederländischen Kendrion-Konzern mit der Zentrale in Amsterdam.

Zum weiteren Ablauf heißt es in der Pressemitteilung von Solero Technologies: „Wir danken allen Mitarbeitenden in Malente für ihre langjährige Loyalität und ihren Einsatz.“ Die Geschäftsführung wolle gemeinsam mit dem Betriebsrat „sozialverträgliche Lösungen für die bevorstehende Phase erarbeiten“ und verpflichtete sich, „diesen Prozess transparent, respektvoll und mit größtmöglicher Verantwortung zu gestalten“.

Genau diese Offenheit und Wertschätzung vermissen die Angesprochenen jedoch. Es stehe außer Frage, dass die Situation in der deutschen und europäischen Automobil- und Zulieferindustrie sehr angespannt sei, erklärt Henning Groskreutz von der IG Metall Lübeck-Wismar. Doch dies sei bereits bei der Übernahme bekannt gewesen. Und in den vergangenen Monaten habe die Unternehmensführung die Zahlen zwar nicht als rosig dargestellt, ergänzt Gewerkschaftssekretär Sven Kornfeld. Aber es sei nicht spür- und absehbar gewesen, dass man den Standort Malente aus heiterem Himmel schließen werde. „Die Entscheidung ist nicht nachvollziehbar. Wir rätseln über die genauen Gründe“, sagt Kornfeld.

Die Betriebsratsvorsitzende Cornelia Horn hat allerdings einen Verdacht: Da es weiterhin Kunden und Aufträge gebe, gehe es nicht darum, die Produktion einzustellen, sondern an Standorte in Mittel- und Osteuropa zu verlagern. „Die Vermutung steht im Raum, dass die Schließung schon viel länger geplant war, wahrscheinlich schon beim Verkauf an Solero Technologies“, sagt Horn. Das Unternehmen hat sich auf Nachfrage der LN zu diesem Vorwurf noch nicht geäußert. Die Betriebsrätin und Gewerkschafter fordern einen respektvollen Umgang mit den Beschäftigten und kündigen an, gemeinsam für den Erhalt des Standorts zu kämpfen. DiS
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