Darum liebt ein Stuckateur aus Eutin seinen Beruf
Christian Motzek wirkte an der Sanierung des Eutiner Schlosses mit – Auch für die Oetker-Familie arbeitete er bereits

Handwerkszeug immer am Mann: Der Stuckrestaurator Christian Motzen liebt seinen Job.Foto: Agentur 54°/Felix Koenig
Eutin. Er kennt sie fast alle im Norden, die meisten sogar von innen – Schlösser, Herrenhäuser, Kirchen und alte Villen. Zu verdanken hat das Christian Motzek seinem Beruf. Denn der 61-Jährige ist als Stuckrestaurator tätig und damit einer der wenigen im Norden, die sich mit den filigranen Verzierungen und Ornamenten auskennen.„Schon mit zwölf Jahren habe ich meinem Vater geholfen, der ebenfalls Stuckateur war“, erzählt er. „Zwölf Mark gab es die Stunde“, erinnert er sich lachend. Doch nicht nur das zusätzliche Taschengeld lockte, die ersten Erfahrungen bei seinem Vater weckten auch die Freude am späteren Beruf. Die Alternative – eine Ausbildung bei der Polizei – scheiterte daran, dass Christian Motzek damals mit 15 Jahrenzu jung für die Bewerbung war. Und so entschied er sich für die Lehre zum Stuckateur und damit für seinen Lebensweg.

Nach ein paar Jahren in einer anderen Firma kehrte er zurück in den Betrieb des Vaters. Weil in Familienbetrieben meist verschiedene Generationen und Sichtweisen aufeinanderprallen, galt schnell: Jeder arbeitet auf seiner Baustelle.

Schon bald kam eine ganz besondere dazu: das Eutiner Schloss. Bis heute ein Job, den Christian Motzek nicht vergessen hat. Sein Vater war bereits in Rente, als die Arbeiten im Prestigeobjekt der Stadt so richtig losgingen. Ob der junge Stuckrestaurateur der großen Aufgabe gewachsen war? Motzek sollte es unter Beweis stellen und zunächst zwei Decken aufarbeiten. Das gelang ihm so gut, dass er auch den Auftrag für die restlichen Räume erhielt.

Damals wohnte er ein Jahr lang in einer Ferienwohnung am Jungfernstieg, stellte sich einen Wohnwagen hinter das Schloss, der als Büro diente. Dann zog der Hamburger mit seiner Familie für die Arbeit nach Eutin. „Das habe ich nicht einen Tag bereut“, sagt er heute.

Fast zehn Jahre lang dauerten die Arbeiten an. Mit einem Skalpell trug Christian Motzek um die 35 Farbschichten Stück für Stück vom Stuck ab. „Blatt für Blatt habe ich mich an den Untergrund herangearbeitet“, erinnert er sich. „Da braucht man Geduld.“

Denn: In welchem Zustand der Stuck ist, zeigt sich erst, wenn die Farbe weg ist. „Besonders schlimm war es im Turmzimmer“, sagt der 61-Jährige. „Ich vermute, weil der Turm außen liegt und sich bewegt.“ Die Folge: Risse, eine kaputte Schalung, eine Sanierung, die von Grund auf erfolgen musste.

Nebenan liegt das Europazimmer. „Das ist mir besonders gut in Erinnerung geblieben“, sagt der Motzek und blickt an die Decke. In der Mitte des Raumes und an den Ecken prangen, umrahmt von Stuck, fünf Gemälde. „Die natürlich keinesfalls beschädigt werden durften. Deswegen musste ich sehr, sehr genau arbeiten.“

Mittlerweile hat sich sein Job ein wenig verändert. „Als die Denkmalämter weniger Mittel zur Verfügung hatten, musste ich in den Privatbereich gehen“, erzählt der Unternehmer. Was ihn dort erwartete, war nicht minder spannend. Motzek kam in so manches Anwesen hinein, das gut gesichert war.

Darunter ein Objekt, dass der Familie Oetker vom gleichnamigen Nahrungsmittelunternehmen gehörte. Berührungsängste hatte Christian Motzek aber auch mit bekannten Persönlichkeiten nie. „Sind alles ganz normale Menschen und waren alle nett“, sagt er.

Und noch etwas hat sich im Laufe der Jahre verändert: Die Zeiten mit Zwölf-Stunden-Tagen sind vorbei. „Ich fange nicht mehr um sechs, sondern erst um acht Uhr an“, sagt Motzek lachend. Weitermachen will er trotzdem noch ein wenig – für die Rente und sicher auch, weil er seinen Job liebt. und mwe
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