Allerdings: Temporär kann ein Teil des Gebäudes zum Domizil für den Eutiner Kreis der Künste werden. „Wir stehen dem aufgeschlossen gegenüber“, sagt Bürgermeister Sven Radestock (Grüne). Einen dementsprechenden Leihvertrag hat die Stadt ausgearbeitet.
Die Verwaltung hatte dem Vorhaben Kultur-Bahnhof Entgegenkommen signalisiert, wollte mit dem in Gründung befindlichen Verein Ku-Bah (Kultur-Bahnhof) einen langfristigen Vertrag abschließen. Die Idee: Die Stadt überlässt dem Verein die Räume mietfrei. Dieser hätte für die Nebenkosten aufkommen müssen, die auf die Nutzer umgelegt und durch kleine Veranstaltungen eingespielt werden sollten. Angedacht war ein Mietvertrag über zehn Jahre. Dann wurde jedoch festgestellt, dass das mit den Bedingungen der Städtebauförderung kollidiert. Denn Eutin hatte den Bahnhof 2013 mit Mitteln aus dieser Förderung gekauft.Ursprünglich sollte die Eutin Tourismus GmbH einziehen – sie bleibt aber in der Innenstadt. Denn der hoch verschuldeten Stadt fehlen derzeit die Mittel, um den Bahnhof herzurichten. Dennoch ist die Stadt dazu verpflichtet, die Sanierung innerhalb der kommenden drei Jahre anzugehen – auch mit Fördermitteln, die jeweils zu einem Drittel bei Bund, Land und der Stadt liegen. „Das ist die Frist, innerhalb der wir etwas getan haben müssen“, erläuterte der zuständige Fachbereichsleiter Martin Klehs im Hauptausschuss.
Was passiert, wenn Eutin das nicht umsetzt? „Dann müssen wir die Fördermittel beim Kaufpreis zurückzahlen“, erklärte der Bürgermeister. Das wären 240.000 Euro, insgesamt kostete der Bahnhof die Stadt 360.000 Euro. Eine temporäre Nutzung des Bahnhofs durch den Kunstkreis bis zur Sanierung sei jedoch mit dem Land geklärt, sagte Radestock.
„Dass es nur einen temporären Vertrag geben kann, ist sehr schade. Aber man muss ja nicht alles gegen die Wand fahren. Dann bleibt wenigstens der Kunstkreis erst einmal drin“, sagt Andrea Stehr, Vorsitzende des Vereins und Aktive aus dem Orga-Team, das den Bahnhof eigentlich als Kultur-Treff beleben wollte.
Der Kunstkreis sei gewillt, den Bahnhofsteil in Ordnung und sauber zu halten. „Wir werden die Räume mit eigenen Mitteln verschönern und uns sogar um den Baum und das Beet davor kümmern“, verspricht Andrea Stehr. Dem Verein gehören rund 50 Mitglieder an. „Wenn jeder nur zehn Euro gibt und einige geben bestimmt mehr, können wir in den Räumen einiges bewirken“, sagt die Vorsitzende.
Der Elan der Mitglieder sei ungebrochen. „Wir haben sogar schon Möbel für den Wintergarten“, berichtet Andrea Stehr. Der Leihvertrag ermögliche dem Kunstkreis, dass er in der Stadt wahrgenommen werde. „Wenn die Tür hier offen steht, kommen immer Menschen herein, sehen sich um und freuen sich, dass sich etwas tut.“ Andrea Stehr sieht die temporäre Nutzung pragmatisch: „Wenn wir wieder rausmüssen, hängen wir eben unsere Bilder ab, packen zusammen und sind innerhalb kürzester Zeit weg.“ Der Bahnhof liegt ihr am Herzen. „Es ist mir ein großes Anliegen, ihn vor dem Verfall zu retten und hier einen schönen Anblick zu schaffen.“
Gelegenheit,den Kunstkreis im Eutiner Bahnhof zu besuchen, bietet sich bei der Kulturnacht am 16. Oktober. Die Räume im Bahnhof sind von 18 bis 22 Uhr geöffnet. Jeweils um 18.30, 19.15, 20, 20.45 und um 21.30 Uhr gibt es dort Songs, Tangos und Lyrik mit den Künstlern Iske, Dosch und Carstens. Andrea Stehr wird moderieren.