Die Freundinnen aus Wulfsdorf sind eine der ersten, die mit den Vierbeinern durch den Sand traben. Doch so schön die Vierbeiner für die Spaziergänger auch anzuschauen sind – bei so einem Ausflug an die Ostsee warten auf Reiter und Pferd einige Herausforderungen.
Die ersten Aufgaben warten schon am Reitstall. Weil Wulfsdorf zu weit vom Strand entfernt ist, müssen Schubert und Beithien-Falk ihre Pferde mit dem Anhänger transportieren. Manchen Pferden ist das Hängerfahren nicht geheuer, sodass viel Zeit und Geduld eingeplant werden muss. Für „Ella“ und „Mo“ ist das aber kein Problem. „Die beiden sind entspannt“, erzählt die Trainerin der Ostseereiter, die therapeutisches Reiten und tiergeschützte Therapie auf ihrem Hof in Wulfsdorf anbietet.
Auf dem Weg an die Küste muss derweil gut überlegt sein, wo denn geparkt wird. Die erfahrenen Strandreiterinnen empfehlen den Großparkplatz in Scharbeutz an der Pönitzer Chaussee, der einen Bereich extra für Autos mit Anhängern ausgewiesen hat. Eine Tagesgebühr kostet im Winter für das Gespann sechs Euro. Beithien-Falk weiß um die Beliebtheit der Fläche. „Am Wochenende bekommt man hier kaum einen Platz“, sagt sie.Deshalb versuchen die Freundinnen meist, morgens im Sattel zu sitzen, um den Strand fast für sich zu haben. Denn Spaziergänger, besonders die Hundebesitzer und ihre Vierbeiner, stellen einen weiteren Stressfaktor dar. „Es gibt leider viele rücksichtslose Hundebesitzer, die ihre Hunde nicht zurückpfeifen“, sagt Tatiana Schubert, während sie ihre Stute ans Wasser lenkt.
Manche Hunde hören nicht und rennen bellend hinter den Tieren her. „Und dann gibt es auch Pferde, die mal ausschlagen“, sagt Schubert und wünscht sich mehr Rücksichtnahme. „Wir wollen ja alle an den Strand“, ergänzt Beithien-Falk.
Auch bei der Begegnung mit anderen Pferden gilt es aufzupassen. Die Wulfsdorferin hat es schon oft erlebt, dass andere Reiter im Galopp an ihr vorbeigerast sind. Manche Pferde fühlen sich gestresst und wollen instinktiv flüchten. „Auch Mo könnte ich nicht halten. Es wird durchpariert und langsam aneinander vorbeigeritten“, erklärt die Breitensportbeauftragte des Timmendorfer Reitervereins.
Inzwischen testen die Pferde die ruhige Ostsee. Die Temperaturen machen den Tieren nichts aus, den Menschen empfehlen die Reiterinnen jedoch, Wechselklamotten im Wagen zu haben.
Wellengang mögen „Ella“ und „Mo“ dagegen nicht so gerne. Deshalb reitet das Duo nur bei ablandigem Wind an der Ostsee. Wenn das Wasser zurückgedrängt ist, bildet der harte Sand an der Wasserkante das perfekte Geläuf. „Der tiefe Sand ist für die Pferde zu anstrengend, sie könnten sich die Sehnen verletzen“, erklärt Beithien-Falk.
Auf den Sandbänken legen die Freundinnen einen kurzen Galopp ein, ehe es wieder zurück zum Parkplatz geht. Tatiana Schubert liebt die Auszeit von ihrem stressigen Job als Leitung der Lübecker Marzipanspeicher. „Ich genieße es, noch einmal Zeit für mein Hobby zu finden, bevor die Saison so richtig startet“, sagt die 39-Jährige.
Und die Kinder, die Ulrike Beithien-Falk betreue, vergäßen bei einem Strandbesuch mit den Therapiepferden ihre Sorgen. Die Reiterinnen wünschen sich, auch im Sommer an der Ostsee zu reiten. Vor 8 Uhr morgens und nach 20 Uhr, wie es Mecklenburg-Vorpommern eingeführt hat. „Diese Regelung ist optimal“, sagen sie. Aber bevor dieser Wunsch Realität wird, nutzen die Reiterinnen die Saison bis Ende März für einen Ausflug ans Meer.