In Berlin nahm die Naturfreundin die Auszeichnung der Stiftung für Mensch und Umwelt in der Kategorie „Gärten bis 500 Quadratmeter“ entgegen. Jedes Jahr prämiert die Stiftung besonders bienenfreundliche Gärten.
Auf dem Weg nach Berlin sei ihr wieder aufgefallen, wie wichtig ihr Engagement ist: „An meiner Windschutzscheibe klebten vielleicht drei Insekten. Wir merken alle, dass es immer weniger Insekten, immer weniger Vogelgezwitscher gibt“, sagt die Preisträgerin, die mit ihrem neu geschaffenen Vorgarten gegen den Trend ankämpfen möchte. „Naturgärten zu fördern, ist einfach die schnellstmögliche Unterstützung gegen das voranschreitende Sterben unserer Bestäuberinsekten“, betont sie.
Mit ihrem 140 Quadratmeter kleinen Idyll vor dem Haus, das sie erst 2024 angelegt hat, möchte sie Bienen, Schmetterlingen und Co. einen Lebensraum bieten. Alles seien einheimische, wilde, zum Teil vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Kräuter. Denn Blüten von modernen Zuchtformen sind mit wenig oder gar keinen Pollen bestückt. Von Schmetterlingsflieder, Magnolie oder Hibiskus werden die fliegenden Bestäuber kaum satt. „Ich versuche, Aufklärung zu betreiben“, sagt Peters. Bei ihr wachsen daher Wilde Möhre, Gemeines Leimkraut, Natternkopf, Lichtnelke, ihre Lieblingsblume, die Wegwarte, oder Echtes Eisenkraut. Auch eine eher unbeliebte Pflanze hat in ihrem Vorgarten eine Daseinsberechtigung. „Die Brennnessel ist die wichtigste Pflanze für die Schmetterlinge“, erklärt Peters. Diversität, also Pflanzenvielfalt, sei wichtig.Auf ihrer Homepage sind alle Pflanzen mit wichtigen Fakten aufgelistet.Auch die sehr seltene Ackerringelblume hat sich plötzlich in ihrem Magerboden ausgebreitet. „Ich habe sie nicht gepflanzt, sie war einfach da. Als ich das gesehen habe, habe ich Gänsehaut bekommen“, erzählt sie. Für sie muss ihr Garten nicht schön, sondern nützlich sein. „Viele sagen, das sei alles Unkraut. Aber gerade diese Wildformen der Pflanzen sind wichtig für die Tiere“, erklärt die 60-Jährige.
Zwischen die Blumen hat sie Totholz gelegt oder kleine Steine gestapelt, um den Insekten auch Verstecke zu bieten. In ihrem Sand-Kies-Gemisch nisten Wildbienen. „In meinem Garten gibt es Futter, Brutmöglichkeiten und Aufzuchtmöglichkeiten für die Tiere. Mein Garten deckt alles ab. Der Kreislauf der Natur soll sich hier schließen“, sagt Kerstin Peters.
Als sie das erste Mal ihre neu gepflanzten Blumen im Sommer blühen sah und merkte, wie immer mehr auch seltene Insekten die Blüten anflogen, war sie begeistert.
Kerstin Peters könnte Stunden damit verbringen, im Garten zu sitzen und zu beobachten. Jeden Tag sehe ihr Garten anders aus. Sie würde sich wünschen, dass sie Leute mit ihrer Begeisterung anstecke. Nach der ersten Blütezeit jetzt im Herbst sammelt die Inhaberin eines Kosmetiksalons Samen ein, um neue Wildblumen aufzuziehen. Sie freut sich jetzt schon auf den Sommer. „Nächstes Jahr wird mein Vorgarten wieder explodieren“, sagt sie. Dann wird auch sicher die Wildbiene wieder im Ehrenpreis sitzen und nach Futter suchen.