Dabei führt er sein Geschäft „mit Leib und Seele“, sagt der 60-Jährige. Wenn nur die Bürokratie nicht wäre. Die lässt ihn verzweifeln und kostet Zeit. „Ich habe an sechs Tagen geöffnet. Der halbe Sonntag geht damit drauf, dass ich mich durch Vorschriften durcharbeite“, berichtet Michael Mosebach. Er sei nicht mehr bereit, seine Freizeit für aus seiner Sicht „unnütze Dinge“ zu opfern.
Eigentlich wollte er noch fünf Jahre weitermachen. Aber die Flut von Bundes-, EU- und sonstigen Verordnungen habe ihm so zugesetzt, dass er beschlossen habe, aufzuhören, sagt Mosebach. Er habe genug davon, mühsam aus seitenlangen Texten herauszupicken, was von ihm verlangt werde und wie er das an Kunden weiterzugeben habe.
Er zeigt auf einen Aushang am Kassentresen, ein Extrakt aus Vorgaben. Detailliert ist dort aufgeführt, wie Angelutensilien zu benutzen sind. „Jeder weiß doch, dass Angeln zum Angeln da sind und nicht als Pferdepeitsche genutzt werden“, sagt der 60-Jährige augenrollend.
1999 hat er das Angelcenter an der Weidestraße eröffnet. Zum Jahresende ist der Mietvertrag für die Räume gekündigt. Der Ausverkauf läuft. Bis 11. Oktober soll er offiziell dauern. Aber die Kunden geben sich die Klinke in die Hand. 60 Prozent der Ware sind schon weg. Mosebach hat festgestellt, dass besonders Kunstköder begehrt sind. Aber auch Angeln, Taschen, Angelsehne, Rollen, Kescher und Reusen gehen zügig weg. Viele, die vorbeischauen, bevorraten sich.
Dass das Angelcenter schließt, treffe seine Stammkunden hart, sagt der Inhaber. Doppelt bitter: Auch das Angelsport Center Bad Schwartau existiert seit vergangener Woche nicht mehr. Anlaufstellen, um Equipment zu kaufen, gibt es im Kreis jetzt noch in Neustadt, Heiligenhafen und auf Fehmarn. „Schade, dass du weggehst“ – das haben mehrere ganz junge Kunden Michael Mosebach in Briefen geschrieben und ihn damit sehr gerührt. „Die sind ja oft nach Schulschluss hier vorbeigekommen“, sagt er. Wenn der Laden geschlossen ist, hat Mosebach zwei Ziele: „Urlaub machen und Angeln gehen.“