Brigitte Maas gibtHilfe für Sterbende
Gründerin der Hospizinitiative Eutin gibt Vorsitz ab – 28 Jahre im Ehrenamt

Brigitte Maas hat die Hospizinitiative Eutin 1997 gegründet. Nun übergibt sie ihr Amt als Vorsitzende.Foto: Sabine Jung
Eutin. „Sterben wird gern unter den Teppich gekehrt. Dabei ist das Einzige, das sicher ist: Wir alle werden sterben.“ Während Brigitte Maas diese Sätze spricht, sitzt sie gut gelaunt auf der Terrasse ihres Hauses in Süsel und zupft einige soeben geerntete Salatblätter auseinander. Das Thema Tod schreckt die Ostholsteinerin nicht, sie setzt sich seit Jahrzehnten aktiv damit auseinander. 1997 hat Brigitte Maas die Hospizinitiative Eutin gegründet und diesen Verein 28 Jahre lang geleitet. Jetzt hat sie ihren Posten als Vorsitzende abgegeben.„Mit sieben Gründungsmitgliedern haben wir damals angefangen“, sagt die Ärztin im Ruhestand. Heute habe die Hospizinitiative über 300 Mitglieder und beschäftige drei hauptamtliche Kräfte. Das Angebot ist beeindruckend: Ausbildung von Sterbebegleitern, Angebote für Kinder und Jugendliche, Trauer-Frühstück, Letzte-Hilfe-Kurse, Trauer-Wandern, Beratung Krebskranker, Herausgabe der Hospiz-Zeitung, öffentliche Hospizgespräche.

„Das geht nur mit Fachkräften, die alles koordinieren“, sagt Brigitte Maas. Sie selbst habe in Spitzenzeiten etwa 15 Stunden pro Woche für ihr Ehrenamt aufgewendet, neben ihrer Arbeit als Allgemeinmedizinerin mit eigener Praxis.

„Mein Vater starb, als ich 15 Jahre alt war“, berichtet Brigitte Maas. „Er war zuvor bereits lange krank, bei uns gehörte also das Sterben dazu – beziehungsweise die Teilnahme am Leben, obwohl er schon sterbenskrank war.“ Deshalb wollte sie den Menschen beistehen, die eine schwere Diagnose haben. Als aufopfernd möchte die 75-Jährige aber auf keinen Fall wahrgenommen werden. „So edel bin ich nicht“, sagt Brigitte Maas und lacht. „Ich bin optimistisch, fröhlich, zukunftsfähig.“ Das Thema Tod solle nicht das Leben bestimmen, findet sie. „Doch es sollte nicht beiseitegeschoben werden.“

Brigitte Maas hat regelmäßig Sterbende begleitet. Was hat sie dabei gelernt? „Leben bis zum Schluss: Das ist wichtig“, sagt sie. „Und man kann nichts mitnehmen. Das letzte Hemd hat keine Taschen – wenn sich das einige mächtige Menschen auf dieser Welt klarmachen würden, würden sie vielleicht anders agieren.“ Viele Sterbende seien milde, verspürten Zufriedenheit. Reue sei hingegen selten. „Die stellt sich eher vorher ein, wenn die Menschen alt und hinfällig werden“, hat Brigitte Maas beobachtet. „Dann sagen sie sich: Hätte ich mal dieses oder jenes gemacht – jetzt kann ich es nicht mehr.“

Für die Begleiter sei es entscheidend, „die eigene Meinung an der Garderobe“ zu lassen, erläutert die Ostholsteinerin. „Einige meinen beispielsweise, sie müssten Versöhnungen arrangieren. Doch das ist nicht unsere Aufgabe. Es gilt nur das, was die Sterbenden wollen.“ Für sie selbst sei alles, was mit Kindern zu tun habe, schwer zu verarbeiten. „Das ist unheimlich traurig und tragisch. Doch zum Glück haben wir auch Aktive in der Hospizinitiative, die sagen: Ich will den Kindern beistehen und kann das auch.“

Sterbebegleitungen will sie weiterhin machen, zur Vorsitzenden hat sich Brigitte Maas jedoch nicht noch einmal wählen lassen. Der neue Vorstand besteht jetzt aus Diana Müller, Inge Nell, Birgit Stender und Christiane Tesnau. Brigitte Maas ist mit einer großen Feier verabschiedet worden und hat ab sofort mehr Zeit für die Familie. „Zwei Kinder und fünf Enkel: Das sind meine Kraftquellen“, erklärt sie. Um die Zukunft „ihres“ Vereins sorgt sie sich jedenfalls nicht: „Wir sind gut aufgestellt.“ und saj
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