Im jüngsten Hauptausschuss war es teils emotional zugegangen. Rund 25 Geschäftsleute aus der Innenstadt sowie Wochenmarkthändler hatten ihre finanziellen Sorgen und Existenzängste geschildert. So wurde von teilweise erheblichen Umsatzeinbußen berichtet. Jetzt sei das Gespräch im Rathaus dagegen in sachlicher Atmosphäre verlaufen, berichten beide Seiten.
Bürgermeister Sven Radestock (Grüne) sagt: „Es war ein intensiver und konstruktiver Austausch.“ Die Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter hätten deutlich gemacht, dass sie sich eine Rückkehr zu den alten Parkgebühren und alten Parkzeiten wünschen. Beide Seiten hätten nochmals ihre jeweiligen Standpunkte dargelegt.
„Wir haben circa 30 Händler befragt. Sie haben einzeln ihre Umsatzeinbußen genannt, zum Teil mit Unterlagen vom Steuerberater belegt“, sagt WVE-Vorsitzender Hans-Wilhelm Hagen. Die Umsatzrückgänge der Geschäftsleute lägen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei zehn bis 20, teilweise bei 30 Prozent, so Hagen. Christian Lüth, Sprecher der Wochenmarktbeschicker, berichtet von im Schnitt zehn bis 15 Prozent weniger Umsatz bei ihm und seinen Kollegen. „Seit der Erhöhung im Mai ist der Wurm drin.“ Die jetzt auch am Samstag fälligen Parkkosten täten den Händlern besonders weh: „Da bleiben viele Kunden weg.“
Mit Beginn der Hauptsaison am 1. Mai ist das Parken in Eutin teurer geworden: Das Auto für 30 Minuten beispielsweise am Stadtgraben oder Segenhörn abzustellen, kostet 1,10 Euro. Ein Ticket muss jetzt auch am Samstag gezogen werden. Erst zur Nebensaison (Oktober bis Ende April) sollen wieder die früheren Regeln gelten: 80 Cent pro halber Stunde von montags bis freitags.
Dass der Kundenverkehr in der Innenstadt rückläufig ist, belegen – zumindest für den vergangenen Monat – die Aufzeichnungen der drei Passantenzähler. Tourismuschef Michael Keller sagt, dass bei der Betrachtung von Mai 2024 zum Mai 2025 in der Peterstraße 10,6, am Durchgang Lübecker Straße zum Markt 10,3 und in der Königstraße 11,4 Prozent weniger Besucher registriert wurden. Laut Keller sind die Wetterverhältnisse in beiden Jahren gleich gewesen.
„Die Anhebung der Parkgebühren muss zurückgedreht werden“, verlangt Hans-Wilhelm Hagen. Er sagt: „Ich glaube, die Stadt hat erkannt, dass die höheren Preise nicht förderlich sind, die Aufenthaltsdauer von Menschen in der Stadt zu verlängern und ihre Kauflust zu steigern. Sie ist gewillt, eine Lösung zu finden, die den innerstädtischen Betrieben hilft.“
Er erwartet, „keine neuen Experimente, ein schnelles Umsetzen und dass die Kunden es nachvollziehen können“. Dass die Stadt ihren Haushalt konsolidieren müsse, könne er nachvollziehen, sagt Hagen. „Aber nicht durch eine Parkgebührenerhöhung in dieser Weise.“ Denn: „Wir sind ja nicht Scharbeutz mit vielen Urlaubern. Wir haben hier regionale Kunden, wobei wir uns natürlich über Touristen freuen.“
Der Bürgermeister verweist darauf, „dass die Stadt Eutin ihren Haushalt konsolidieren muss, um weiter leistungsfähig zu bleiben“. Es sagt aber zu, die von der WVE gemachten Vorschläge („Brötchentaste“ mit 30 Minuten kostenfreiem Parken, kostenloses Parken an Samstagen, Parkgebühren von Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr, Gebühr 80 Cent pro halber Stunde, Tagesticket für sechs Euro) zu prüfen und durchzurechnen. „Danach werden wir die Wirtschaft informieren.“ Auch werde er das Gespräch mit den Fraktionen im Vorfeld einer Entscheidung und der Sitzung des Hauptausschusses suchen.