Kulturtreff in Eutins Bahnhofsgebäude
Netzwerk plant dort Ausstellungen, Aufführungen, Lesungen und Konzerte – Auch Sozialverbände docken an

Sie wollen das Projekt Kulturbahnhof anschieben: Ulrike Plötz (Urban Sketchers),  Andrea Stehr (Kreis der Künste), Heidemarie Kunze (Sozialverband) und Angelika Neumann (Open Dance Experience, v. l.).  Foto: privat
Eutin. Die Idee der Kultur-Mühle ist hinfällig. Die Stadt als Eigentümerin will die Alte Mühle verkaufen. Das Bahnhofsgebäude gehört ebenfalls der Stadt. Es soll jetzt zum Kultur-Bahnhof werden: als Treffpunkt für Kulturtreibende, die dort in eigener Verantwortung Lesungen, Ausstellungen und Konzerte veranstalten können.

„In der Stadt hat sich das Netzwerk Kultur gegründet. Dazu gehören Einzelpersonen und kleine Gruppen“, sagte Michael Kasch, Leiter des Fachdienstes Bildung und Kultur, im Eutiner Kulturausschuss. „Sie sind seit Jahren auf der Suche nach Räumen.“ Die ehemalige Bahnhofsgaststätte und spätere Tanzschule im rechten Gebäudeteil biete sich an.

Die Stadt würde die Räume kostenlos zur Verfügung stellen, das Netzwerk sie bewirtschaften. Ein Leerstand werde beseitigt, ein Lost Place vermieden. „Und wir erfüllen vielen Kulturtreibenden einen langgehegten Wunsch“, so Kasch.

Wie groß das Interesse ist und wie weit Überlegungen bereits gediehen sind, erläuterte Andrea Stehr vom Kreis der Künste und zugleich Sprecherin des Netzwerks. „Es gibt einen Riesenbedarf in Eutin für Workshops, Proben und vieles andere.“

Aber nicht nur Kulturschaffende hätten sich gemeldet, auch der Sozialverband und die Arbeiterwohlfahrt mit ihrem großen Angebot wollten mit ins Boot kommen. „Denn den Bürgertreff in der Stolbergstraße wird es ja 2026 nicht mehr geben“, erinnerte Andrea Stehr. „Im Bahnhof würde also eine Verbindung von Kultur und Sozialem entstehen.“

Vorgesehen ist, dass die Stadt die Räume mietfrei zur Verfügung stellt. Nebenkosten müssen eingespielt werden. Dabei geht es um geschätzte 800 bis 900 Euro monatlich. „Wir denken, dass diese Summe bei der großen Nachfrage zu erwirtschaften ist“, sagte Andrea Stehr. Es sollen Gebühren errechnet werden, die auf Ausstellende, Kursleiter und für die stundenweise Nutzung der Räume umgelegt wird. Diese werden auf ein Konto eingezahlt. Den Renovierungsbedarf stuft das Netzwerk als nicht gravierend ein. „Wir würden vieles in Eigeninitiative leisten“, kündigte Andrea Stehr an.

Rund ein Dutzend potenzielle Nutzer führt die Stadt bereits auf einer Liste. Dazu zählen beispielsweise der Kreis der Künste, der Shanty-Chor Eutiner Wind, die Stiftung Neue Musik-Impulse Schleswig-Holstein, das Tanz Theater Eutin, die Urban Sketchers, der Fotokreis Eutin, die Arbeiterwohlfahrt, der Sozialverband, die DLRG und die Plattschnackers. „Es haben sich aber schon weitere gemeldet. Wir kommen wahrscheinlich locker auf 20 Nutzer“, berichtete Andrea Stehr.

Die ehemalige Gaststätte, die 2022 für ein Dreivierteljahr als Impfstelle diente, bietet einen Raum mit 50 Quadratmetern, einen Wintergarten mit 60 Quadratmetern, ein 30 Quadratmeter großes Büro, mehrere Lagerräume im Erdgeschoss und im Keller. „Viel Platz also. Und die Toiletten sind in einem ausgezeichneten Zustand“, sagte Andrea Stehr erfreut. Sie denkt im Kultur-Bahnhof auch an „kleinere Veranstaltungen, die etwas Geld einspielen“.

Der Bahnhof sei als neuer Bürgertreff ideal – allein durch seine zentrale Lage, betonte die Sprecherin des Netzwerkes. Er ist mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, Parkplätze sind in der näheren Umgebung vorhanden. Und er ist barrierefrei. Stehr sicherte zu: „Wir würden das Gebäude pflegen.“

Bezüglich Umnutzung und Brandschutz haben die Fraktionen noch Klärungsbedarf durch die Verwaltung. Davon abgesehen gab es viel Zustimmung: „Eine klasse Idee“, sagte Matthias Rachfahl (CDU). „Meine Hochachtung“, äußerte Wiltrud Matthes (Grüne). Das Netzwerk wird jetzt ein Nutzungs- und Betreiberkonzept erstellen. Fördermöglichkeiten durch die Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur und die Aktiv Region Schwentine-Holsteinische Schweiz werden geprüft. und ben
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