Jetzt hat er am Kellersee zwischen Eutin und Sielbeck einen historischen Fund gemacht. Am Hang des Seeufers fand der 49-Jährige Keramikscherben, die aus dem alten Ausflugslokal Kalkhütte stammen. Schon der Fundort legt nahe, dass die Scherben einst zum Porzellan des Gasthauses gehörten. Den endgültigen Beweis lieferte aber die Aufschrift, die sich auf einem der Stücke befinden. „Alte Kalkhütte am Kellersee“ steht darauf – so konnte Henning Scherres recherchieren.
„Das Ganze war eine Gastwirtschaft mit Saal und Hotelbetrieb“, erzählt er. „Am Kellersee war auch ein Anleger für Schiffe.“ Über eine Treppe ging es hinab zum Wasser. „Einige Stufen sind noch sichtbar, ich habe sie von Efeu befreit und freigelegt“, sagt Scherres.
Die Geschichte der Kalkhütte beginnt 1905, als Carl Piehl sie errichten ließ. Es gab eine große Terrasse, im Garten befand sich eine Quelle und regelmäßig unterhielt „Der Sänger vom Kellersee“ die Gäste. Aus alten Konzessionsakten geht hervor, dass der Betrieb an verschiedene Gastwirte verpachtet wurde. In den 40er Jahren musste ein Teil des Geländes auf Anordnung sogar der Rüstungsindustrie zur Verfügung gestellt werden.
Ende der 60er Jahre war dann Schluss, in den folgenden Jahren verfiel das Gelände mehr und mehr. Weil der Eigentümer das Grundstück nicht ausreichend sicherte, wurde 1978 der Abriss von der Stadt angeordnet.
Henning Scherres hat seinen Fund dem Eutiner Stadtarchiv zur Verfügung gestellt. Außerdem würde er sich wünschen, dass an der Stelle des einstigen Gasthauses eine Informationstafel aufgestellt würde. Immerhin sind noch bis heute einige Reste der Kalkhütte zu sehen. Im Hang nahe des Seewanderwegs ragen Betonteile und einstige Fliesenwände hervor.
Die meisten seiner Funde macht der Malenter im Winter. „Dann ist Müll einfacher zu finden, weil nicht alles zu zugewachsen ist“, sagt er.
Der Naturliebhaber sucht in Wäldern, an Wanderwegen oder Landstraßen und findet dabei oft auch unschöne Dinge. Tierkadaver waren einmal dabei, Kennzeichen, manchmal auch Funde, die der Polizei gemeldet werden müssen. Auch tote Mäuse in Flaschen oder Dosen sind immer wieder dabei – weil Menschen die Gefäße achtlos in die Natur geworfen haben.
Wie lange Plastik oder Metall dort liegt, sieht Henning Scherres immer wieder. Heliumballons, die in den Himmel gelassen wurden, findet er nahezu jede Woche. Sie sind immer wieder eine Gefahr für die Tiere. „Vögel verheddern sich in den Schnüren oder fressen das Material“, sagt der 49-Jährige.
Die schöneren Funde sind da schon solche, die den Blick in die Vergangenheit ermöglichen. In der Nähe des Immenhofs hat Henning Scheeres eine alte Cola-Dose gefunden. „Es war die erste Charge, die in Deutschland produziert wurde“, erzählt er begeistert. Auch die Verpackung einer Capri-Sonne ist ihm untergekommen. „Nach 55 Jahren noch in der Natur zu finden“, sagt der Sammler.
Seine Funde lagert Scherres aktuell in einer Werkstatt in seinem Keller. Um sie besser zu präsentieren, ist der Malenter auf der Suche nach einem Grundstück an einem der Seewanderwege in der Umgebung. Dort würde er gern ein Atelier bauen, um seine Funde aus der Natur auszustellen.