Ostseeschutz:
Viele Infos, wenige Sperrungen
Land will das Meer mit dem Aktionsplan 2030 besser schützen – Strände und Häfen nicht betroffen – Folgen für Fischer und Wassersportler

In der Neustädter Eventfabrik hörten rund 250 Gäste, wie das Land die Ostsee in einen besseren Zustand versetzen will.Foto: Sebastian Rosenkötter
Neustadt. Auf dem Grund liegen Unmengen an Munition. Fischbestände sind massiv eingebrochen. Landwirtschaft und Kläranlagen leiten zu viel Abwasser hinein. Es fehlen Ruhezonen für Tiere. In Summe bedeutet das: Der Zustand der Ostsee ist schlecht. Ändern soll sich das durch den Aktionsplan Ostseeschutz 2030. Was genau das Land plant und welche Rolle Einheimische und Gäste spielen, wurde jetzt in Neustadt vorgestellt.Es ist Dienstagabend. In der Eventfabrik treffen sich gut 250 Menschen. In dem ehemaligen Lokschuppen hängen Kronleuchter unter der hohen Holzdecke, die Luft ist warm. Landwirte sitzen neben Bürgermeistern und Wassersportlern. Auch Fischer, Umweltschützer und andere interessierte Bürgerinnen und Bürger sind vertreten. Alle sind sich in einem Punkt einig: Die Ostsee muss besser geschützt werden.Damit dies gelingt, müssen sich Dinge ändern. Anne Benett-Sturies ist Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium. „Die Landwirtschaft wird Teil der Lösung“, betont sie und spricht von freiwilligen Maßnahmen der Landwirte. Ziel sei es, die Einträge in die Ostsee zu reduzieren.Passend dazu gibt es bereits eine Vereinbarung mit Verbänden. Zudem kündigt die Forstwirtin Veränderungen an Land an. Unter anderem wolle man neue Wälder schaffen.Besonders betroffen sei die Fischerei. Die werde, so führt es Benett-Sturies aus, in den drei geplanten neuen Naturschutzgebieten komplett verboten sein, ebenso in drei bestehenden Natura-2000-Gebieten, die einen strengeren Schutzstatus erhalten sollen. Einzig das Angeln vom Strand aus sei in den Gebieten vom Verbot ausgenommen. Man wolle prüfen, ob die Folgen für die Betroffenen kompensiert werden können. Katja Günther, Staatssekretärin im Umweltministerium, stellt klar, dass man 2030 nicht fertig sein werde: „Das ist ein Langfrist- und Mitmachprojekt.“ Nach Jahrzehnten der Verschlechterung des Ostseezustandes gelte es, den Umschwung zu schaffen.Franziska Junge, Referentin aus dem Umweltministerium, ergänzt, zerstörte Riffe und Seegraswiesen würden wiederhergestellt. Beispielhaft nennt sie die feste Fehmarnbeltquerung. Da beim Bau des 18 Kilometer langen Tunnels Natur beschädigt werde, müsse der Bauherr Femern A/S für einen Ausgleich sorgen. Im Osten von Fehmarn werde deshalb ein etwa 40 Hektar großes Riff angelegt.

Derweil macht Magdalena Finke (CDU), Staatssekretärin im Innenministerium, deutlich, dass sämtliche Sportboothäfen erreichbar bleiben sollen. Jedoch werde es in den Naturschutzgebieten Geschwindigkeitsbegrenzungen für Schiffe und Boote sowie ein Ankerverbot über Seegraswiesen geben. Hinzu komme ein Fahrverbot von November bis Ende März. Dies gelte dort, wo viele Vögel rasten.

Julia Carstens (CDU), Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, kündigt an, die Touristen gezielter über den Ostseeschutz informieren zu wollen. Auch stellt sie klar, dass am Strand liegen und angeln weiterhin möglich sein werde. Zudem wolle sie Menschen mit Segel- und Motorbooten in den Blick nehmen. Dabei gehe es vor allem darum, die Zahl derjenigen zu reduzieren, die ihr Schwarzwasser – also Fäkalien und anderes Abwasser – ins Meer schütten. Franziska Junge erklärt zudem auf Nachfrage, dass Länder, die ebenfalls an der Ostsee liegen, eingebunden seien. Losgelöst vom Aktionsplan Ostseeschutz 2030 gebe es Abkommen. „Ostseeschutz kann nur ostseeweit funktionieren“, lautet ihr Fazit. Aussagen wie diese kamen bei den Zuhörenden gut an. Abzuwarten bleibt, wie Fischer, Wassersportler und all die anderen Akteure in Zukunft eingebunden werden. und ser
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