Baustellen-Chaos in Ostholstein:
Ab 2026 droht der Kollaps
Gleise, Brücken, Straßen und Tunnel für die Beltquerung werden parallel gebaut - Baustellenkoordinator Carsten Behnk soll das Schlimmste verhindern

Baustellenkoordinator Carsten Behnk ist seit Ende 2022 im Amt und will die verschiedenen Akteure, die im Kreis bauen, vernetzen.Foto: Rosenkötter
Fehmarn/Scharbeutz. „Die Region wird massiv von Großbaustellen betroffen sein.“ Das sagt Carsten Behnk. Er ist Baustellenkoordinator und weiß genau, was ab 2026 auf Ostholstein zukommt. Dann werden Straßen, Schienen, Stromleitungen sowie etliche Brücken und mehrere Bahnhöfe parallel gebaut. Die Sorge vor einem Verkehrschaos ist groß. Insbesondere auf Fehmarn und rund um Scharbeutz droht in den nächsten Jahren der Kollaps.

Behnk soll das verhindern. Der ehemalige Bürgermeister von Eutin und zuvor langjährige Mitarbeiter des Kreises ist in Heringsdorf aufgewachsen und in Oldenburg zur Schule gegangen. Er kennt die Region – ist nach eigenen Angaben bestens vernetzt.

Das hat Ende 2022 auch das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium erkannt und ihn zum Baustellenkoordinator gemacht. Die Finanzierung dieses Jobs sowie die Bereitstellung von Software und anderen Dingen übernehmen nicht nur das Land, sondern auch Bahn, SH Netz, Dialogforum, der Verein Hansebelt, Tennet, Deges, LBV.SH und der Kreis.

Carsten Behnk will die negativen Auswirkungen all der Großbaustellen minimieren. Im Blick hat er dabei nicht nur die Baufirmen, sondern auch die Einheimischen und Touristen. „Wir leben hier vom Tourismus und sind ein Gesundheitsstandort“, sagt er und ergänzt: „Ich glaube nicht, dass der Tourismus einbricht – wenn wir es gut machen.“

Wird also alles halb so schlimm? Genau das weiß aktuell niemand. Klar ist: Spätestens 2027 wird auf Fehmarn die Amalienhofer Brücke vor Burg abgerissen und erneuert. „Wie man dann im Sommer von Burg nach Landkirchen kommen soll, weiß ich nicht. Die Frage ist jedoch, wie die Reaktion aller beteiligten Akteure, insbesondere der Verkehrsbehörden, ausfällt“, sagt Behnk. Zugleich stellt er klar, dass es keine Ersatzbrücke geben werde. Eine solche Planung sei schon seit Jahren vom Tisch.

Das Fehlen von Ersatzbrücken und -straßen dürfte auch rund um Scharbeutz zur Herausforderung werden. Hier sollen die vorhandenen Autobahnanschlussstellen parallel gesperrt werden. „Wir brauchen Provisorien. Es muss Alternativen geben, sonst funktioniert das nicht“, sagt der Baustellenkoordinator, der sich regelmäßig mit den Bauvorhabenträgern austauscht. Anweisen kann Behnk allerdings nichts, dazu fehlt es ihm an Befugnissen. Er kann nur vermitteln.

Zwischen Scharbeutz und Travemünde seien schlichtweg zu viele Menschen unterwegs, das müsse berücksichtigt werden, sagt Behnk. Es dürfe nicht dazu kommen, dass Pendler stundenlange Umwege in Kauf nehmen müssen. Ebenso gelte es, den Schüler- sowie den Rettungsverkehr zu gewährleisten. Letztendlich gehe es nicht um Einzelschicksale, sondern um die ganze Region.

Losgelöst von Großprojekten wie dem Bau der Schienenanbindung, des Sundtunnels, der vierspurigen B207 zwischen Großenbrode und Puttgarden sowie der Stromtrasse, planen auch viele Städte und Gemeinden und Versorger wie der Zweckverband Ostholstein zahlreiche Baustellen in den kommenden Jahren. „Das kommt ja noch hinzu. Außerdem hören die Arbeiten ja nicht mit der Fertigstellung der Fehmarnbeltquerung und der dazugehörigen Anbindung auf“, sagt Behnk.

Er geht davon aus, dass anschließend zahlreiche Straßen im Kreis saniert werden müssen. Schließlich würden viele Strecken aufgrund von Umleitungen stärker als gewohnt befahren und somit belastet.

Losgelöst davon betont der Baustellenkoordinator, dass all die genannten Akteure bereit seien, ihre Vorhaben so weit es geht aufeinander abzustimmen. „Keine Staus kann niemand versprechen. Es wird Einschränkungen geben“, so Behnks Fazit. Jedoch habe man in den vergangenen zwei Jahren bereits erlebt, wie zum Beispiel Bahn und Deges auf Fehmarn ihre Vorhaben aufeinander abgestimmt hätten. und ser

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