Foto-Schatz: So sah es vor 100 Jahren in Eutin aus
Die Fielmann Museumsförderung schenkt dem Archiv der Kreisstadt Eutin historische Glas-Negative des Oldenburger Fotografen Julius Simonsen.

Bürgermeister Sven Radestock zeigt einen Abzug der Glasplatte, die Claudia Freutel (Fielmann Eutin, 2.v.re.) in der Hand hält. Zum abgebildeten ehemaligen Ausflugslokal Kalkhütte hat Stadtarchivar Jakob Sperrle (re.) einen Bauplan herausgesucht. Dr. Constanze Köster ( Fielmann Museumsstiftung, li.) präsentiert den Karton, in dem die Glasplatte verwahrt wurde.Foto: Ulrike Benthien
Eutin. Einen Schatz nennt Eutins Stadtarchivar Jakob Sperrle die kleinen Glasplatten, die er seit Kurzem in seinen Räumen verwahrt. Es sind Glas-Negative, die die Museumsförderung der Fielmann-Gruppe für das Archiv ersteigert und ihm geschenkt hat. Die davon abgezogenen Fotos zeigen Eutin und Umgebung in den 1920er und 1930er Jahren.

Aufgenommen hat die Motive der Postkartenverleger und Fotograf Julius Simonsen (1876-1943) aus Oldenburg/Holstein. „Er war in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, auch im Harz unterwegs“, sagt Dr. Constanze Köster von der Fielmann Museumsförderung. Sie hat die „unscheinbaren kleinen Pakete“ mit den Glasplatten auf einer Auktion in Kiel nach einem Hinweis von Jakob Sperrle für das Eutiner Archiv ersteigert – und auch gleich komplett digitalisieren lassen.

Simonsen fotografierte auf seinen Reisen Landschaften, Ortschaften, charakteristische Bauten, Denkmäler, Straßenansichten und Stimmungsbilder, die sich damals auf Postkarten gut verkaufen ließen. Die Fotografien, die er in und um Eutin machte, zeigen unter anderem die alte Bahnhofsgaststätte in Eutin, das erste Bootshaus des Ostholsteinischen Seglervereins an der Stadtbucht, eine verträumte Ansicht auf die Fasaneninsel, das frühere Ausflugslokal alte Kalkhütte am Kellersee und das Hamburger Fruchthaus in Malente.

Jakob Sperrle nennt zudem „viele Stadtansichten von Eutin“. Er spricht erfreut von gleich zwei Geschenken: „Zum einen besitzen wir die Originale, zum anderen sind sie schon digitalisiert, also gebrauchsfertig, sodass wir gleich damit loslegen können.“

Für die historische Forschung stellen die Fotos laut Archivar einen Glücksfall dar. „Aus der Zeit sind meist Postkarten erhalten.“ In der Qualität blieben diese aber weit hinter abgezogenen Fotos von den Glas-Negativen zurück.

Sperrle ist sicher: „Wenn bekannt wird, was wir da im Archiv haben, werden uns Abzüge aus den Händen gerissen.“ Er plant eine kleine Ausstellung von Fotos im Durchgang des ehemaligen Kaufhauses LMK.

Claudia Freutel, Fielmann-Filialleiterin in Eutin, übergab als Patin die Glas-Negative an Bürgermeister Sven Radestock (Grüne). ben
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