Dass sie irgendwann diesen Posten übernimmt, war keinesfalls klar. Nach dem Theologiestudium kamen ihr Zweifel. „Ich habe innerlich gehadert, ob das Pfarramt das Richtige für mich ist“, erzählt sie. Und so ging sie für einige Jahre zur Agentur für Arbeit. Irgendwann stellten sich ihr auch dort die Sinnfragen. Mit dem zweiten Kind kam der Gedanke, es doch noch einmal mit dem Vikariat zu probieren. „Und dann wurde ich in Kiel genommen“, sagt Halisch.
Ab dann fühlte sich alles richtig an. Die mittlerweile dreifache Mutter war zunächst in Hamburg und Kiel als Gemeindepastorin aktiv. Zuletzt war sie Personaldezernentin beim Landeskirchenamt in Kiel. „Die Erfahrung dieses Jobs hilft mir im neuen Amt“, sagt die Pröpstin. „Ich durchschaue Strukturen leichter und kenne die rechtlichen Rahmenbedingungen.“
Was sie ebenfalls weiß: So wie bisher geht es nicht weiter. Immer weniger Menschen nutzen die Angebote der Kirche. „Diese Entwicklung werden wir nicht mehr zurückdrehen“, sagt Christine Halisch. „Deswegen müssen wir pragmatisch sein und etwas Gutes daraus entwickeln.“ Es bleibe kein anderer Weg, als transparent zu sondieren, welche Standorte gut und welche weniger gut genutzt werden. „Wir können uns nicht mehr alles leisten“, sagt die 50-Jährige. Auf der anderen Seite weiß sie um den Abschiedsschmerz. „Es stecken Erinnerungen und Emotionen in Gebäuden. Aber ich sehe keine andere Lösung, als sich auch von Liebgewonnenem zu verabschieden“, erklärt die Pröpstin.
Das können Gebäude oder bestimmte Angebote sein. Bei diesem Weg will sie alle Beteiligten mitnehmen.
Vor allem aber möchte die Pröpstin Neues entwickeln. „Es wäre toll, wenn Gebäude eine andere Nutzung bekämen. Ich denke da an eine meiner Pfarrstellen, in denen ein Gemeindehaus zu einer Kita wurde.“ Auch neue Angebote will sie auf lange Sicht entwickeln. „Vielleicht auch mehr Kooperationen, zum Beispiel mit der Feuerwehr.“ Als Festivalseelsorgerin in Wacken hat sie gute Erfahrungen gemacht. „Kirche an Orte zu bringen, an denen sie unerwartet ist, das ist ein Weg.“ Und sie will sich die Vielfalt Ostholsteins zu Nutze machen: „Städtisch, ländlich, konservativ und liberal – all das funktioniert hier offenbar gut zusammen“, sagt Halisch.
Auch sie mag die Gegensätze. Klassik und Pop. Krimis und Graphic Novels. Hamburg und Eutin. Die meiste Zeit wird sie in Ostholstein verbringen. Doch die Verbindung nach Hamburg bleibt. „Mein Mann ist dort Pastor, aber wenn er in einem Jahr in den Ruhestand geht, dann wird er nach Eutin ziehen.“
An Weihnachten wird Christine Halisch um 17 Uhr die Christvesper in Eutin leiten. „Mir ist es wichtig, regelmäßig zu predigen“, sagt sie. „Auch wenn es nicht allzu häufig vorkommen wird.“ Denn dafür hat sie zu viele Aufgaben. In den nächsten Monaten will sie die Propstei kennenlernen und die Gemeinden besuchen. Alle im Südkreis. „Aber auch den Nordkreis von Propst Dirk Süssenbach möchte ich kennenlernen“, sagt sie. „Das ist mir wichtig.“