Damit Eutin bis 2040 zum Energie-Selbstversorger wird, setzen die Stadtwerke stark auf Solarthermie und Wärmepumpen. Zwischen Braak und Quisdorf sind Solarthermieanlagen mit Erdbeckenspeicher vorgesehen. Er soll im Sommer überschüssige Wärmemengen der Solarthermie aufnehmen, im Herbst und Winter wieder abgeben. Das Abwasser der Eutiner Kläranlage eigne sich ebenfalls zur Wärmenutzung, im Stadtgebiet sollen Flusswärmepumpen (Schwentine) und Luftwärmepumpen installiert werden.
Die Freien Wähler vermissten eine gesonderte Aussprache zur Wärmeplanung. Sie zweifelten an, dass das Vorhaben rentabel sein werde. Stadtwerke-Chef Mißling erläuterte spontan: „Die kommunale Wärmeplanung erfasst, in welchen Stadtteilen es die technischen und wirtschaftlichen Potenziale gibt, um zentrale Wärmenetzlösungen zu realisieren. Und es beantwortet die Frage, wo im städtischen Gefüge regenerative Wärmekraftwerke möglich sind.“ Mißling versicherte: „Infrastrukturunternehmen, wie wir es sind, können über Investitionen Einnahmen generieren, die dem Gesellschafter einen Rückfluss für das eingebrachte Kapital gewährleisten. Diese Rückflüsse werden größer sein als das, was die Stadt als Eigenkapital eingebracht hat.“ Die Gesamtinvestition von 337 Millionen Euro betreffe allerdings „alle Medien“ der Stadtwerke.Die 30 Millionen Euro, die den SWE über den Haushalt 2025 zufließen werden, sorgten bei einigen Stadtvertretern für Nachfragen. Zumal der Etat ein voraussichtliches Minus von knapp drei Millionen Euro aufweisen wird und die Kommunalaufsicht die Stadt immer wieder zum Sparen aufruft. Sonja Wirges, Fraktionschefin Freie Wähler, erachtete es als „übereilt“, das Wärmekonzept schon jetzt umzusetzen: „Wir sind dazu verpflichtet, haben aber noch Zeit.“ Ihr entgegnete Mißling: „Wir brauchen Handlungssicherheit, denn wir wollen loslegen. Das Jahr 2024 hört sich im ersten Moment noch weit weg an, ist aber im Bereich des Infrastrukturbaus morgen. Wir wollen auch loslegen, Fördermittel zu beantragen. Sie sind nicht unendlich verfügbar.“
CDU und FDP haderten mit dem Haushalt. Ihre Fraktionsvorsitzenden bekannten, ihm nur zuzustimmen, damit die Wärmeplanung auf den Weg komme. Matthias Rachfahl: „Sie ist ein essenzieller Fortschrittspunkt.“ Marius Winkler (FDP) erklärte: „Das ist das größte Infrastrukturprojekt Eutins und zu groß, um es zu gefährden.“ Monika Obieray (Grüne) sagte: „Die Wärmeplanung sichert uns weitgehend Unabhängigkeit von Weltmarktkapriolen und Ölscheichs.“Einkonkreter Entwicklungsschritt auf dem Weg zur Wärmeversorgung auf regenerativer Basis wird bereits auf dem Hochkamp getan. Eines der ältesten Wohngebiete Eutins soll zum Vorzeigeobjekt in Sachen Klimaschutz werden. SWE und Wobau Ostholstein starten dort eine Machbarkeitsstudie für ein Wärmenetz. Das Ziel ist, die Wärmeversorgung für die Gebäude der Wobau völlig zu erneuern.Die Mehrfamilienhäuser aus den 1960er Jahren werden bisher über gasbefeuerte Einzelanlagen mit Wärme versorgt. Die insgesamt 24 Gebäude mit 228 Wohneinheiten sollen auf regenerative Energieträger umgestellt werden.
Angedacht ist eine große Luft-Wärmepumpe. „Die Umstellung der Wärmeversorgung für die Wobau-Liegenschaften auf dem Eutiner Hochkamp ist ein wichtiger erster Baustein des entstehenden Wärmenetzes Hochkamp/Innenstadt“, sagt Mißling. Das Netz soll später in ein Gesamtwärmenetz integriert werden, das im Rahmen der KWP entwickelt wird.