„Wir sind total glücklich, endlich dieses Gebäude zu haben“, freut sich Prof. Jost Steinhäuser, Leiter des Studiengangs Humanmedizin an der Uni Lübeck. „Auf einer Fläche von rund 600 Quadratmetern, verteilt über drei Etagen, können wir unseren Studierenden der Medizin und der Gesundheitswissenschaften künftig Simulationsszenarien aus der ambulanten sowie stationären Welt wie aus dem Bereich medizinischer Spezialambulanzen anbieten.“
Das Haus firmiert unter dem Namen „Skills-Lüb“. Dieser ist angelehnt an den englischen Begriff „Skills-Lab“ – „skills“ steht dabei für Fähigkeiten und „lab“ für Labor, mit lübscher Prägung also „lüb“. Natürlich gab es bisher auch schon Medizin-Überäume an verschiedenen Standorten auf dem Uni-Campus. „Aber jetzt konnten wir vieles unter einem Dach zusammenführen. Ende Februar wird noch der Bereich der Pflege- und Hebammenwissenschaft einziehen“, erklärt Steinhäuser, der ebenso Chef des Instituts für Allgemeinmedizin ist.
Der große Mehrwert bestehe darin, dass Szenarien auch gemeinsam interdisziplinär geübt werden könnten. „So, wie es sich ja zum Beispiel auch im Klinikalltag darstellt. Man hat gleich das Team-Denken, die Kommunikation über Fachgrenzen mit dabei“, sagt der Uni-Professor. Der Prozess, so einen gemeinsamen Ort zu finden, sei schon über viele Jahre gegangen.
Bis endlich die Sektion Medizin der Uni das Gebäude gefunden hatte und es schließlich anmieten konnte. Doch wie sind die drei Etagen im Trainingszentrum, das derzeit noch ein wenig karg eingerichtet ist, genau aufgeteilt?
Im Eingangsgeschoss sollen die Studenten Fähigkeiten, die in der ambulanten Medizin, also in der Arztpraxis oder bei einem Haus- oder Pflegeheimbesuch vonnöten sind, durch viele Wiederholungen erlernen. Beispiel: Auskultation, also Abhorchen des Körpers mit dem Stethoskop.
Die beiden Medizinstudierenden Nora Machinek und Dennis Herold, die als erste ins Gebäude durften, da sie zur achtköpfigen studentischen Tutorengruppe gehören, führen dies an einer Übungspuppe vor. „Dabei lernt man schon früh, zum Beispiel auch Herzklappenfehler herauszuhören“, sagt der 27-Jährige.
Studierende sollen hier unter anderem auch üben, wie man Blut abnimmt oder Wunden näht. An Dummys können sie die Wiederbelebung erlernen. „Jede Klinik und jeder Studiengang ist zudem eingeladen, für eine weitere Ausstattung, die man für wichtig erachtet, zu sorgen“, ergänzt Jost Steinhäuser. Und es gebe Räume, die Studierende zu Trainingszwecken über ein Online-System frei buchen können.
Die zweite Ebene widmet sich dann unter anderem chirurgischen Fächern und der Geburtshilfe. Eine Besonderheit ist zum Beispiel die sogenannte Lübecker Toolbox, ein Übungsset, um minimalinvasive chirurgische Eingriffe zu lernen. Auch die Herzchirurgie und die Neurologie bieten hier praxisnahe Trainingsmöglichkeiten an.
Im Obergeschoss ist schließlich eine Art Bettenstation vorgesehen. Dort werden unter anderem zukünftig Pflegestudierende Fertigkeiten in einem simulierten Patientenzimmer trainieren können. „Und in einem Wöchnerinnen-Zimmer soll die Säuglingsversorgung und -untersuchung simuliert werden“, sagt Steinhäuser.
Ideen für die Gestaltung, die bisher insgesamt rund 300.000 Euro kostete, hat Nora Machinek beigesteuert. Denn die 29-Jährige aus dem 11. Semester hat ihre Doktorarbeit über die Thematik geschrieben. Sie hat bundesweit 24 Skills-Lab-Verantwortliche interviewt.
Ihr Fazit: „Ein gutes Lab zeichnet sich nicht nur durch die Ausstattung und die Größe aus, sondern auch dadurch, dass die Studentinnen und Studenten mit eingebunden sind. Und dass auch Studierende ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen etwas beibringen, was bei dem hiesigen Tutoren-Programm aufgegriffen worden ist“, erläutert sie. Da sei die Hemmschwelle geringer. Lübeck sei jetzt also im Vergleich mit anderen Standorten bundesweit gut positioniert.
Prof. Gabriele Gillessen-Kaesbach, kommissarische Präsidentin der Universität, resümiert: „Ich freue mich, dass wir es geschafft haben, dieses innovative Lernzentrum zu etablieren. Die enge Zusammenarbeit zwischen Medizinerinnen und Medizinern, Kolleginnen und Kollegen aus den Gesundheitswissenschaften und den Studierenden findet auf Augenhöhe statt und diese Zusammenarbeit leben wir in Lübeck.“ Ab Sommer 2025 soll nun alles in den Routinebetrieb übergehen.