Mehr Sicherheit: So gehen Schulen gegen Elterntaxis vor
Warnwesten, Treffpunkte und Verkehrserziehung für Erstklässler – Polizei ist für Parkverbote vor Schulen

Vor der Emmi-Bonhoeffer-Schule wird es – wie an vielen anderen Standorten in Ostholstein – eng, wenn die Eltern morgens ihre Kinder mit dem Auto bringen.Foto: Beke Zill
Ostholstein. Kurz vor 8 Uhr morgens in der Lindenstraße in Pönitz. Bei Nieselregen und schlechter Sicht stauen sich die Autos vor der Emmi-Bonhoeffer-Schule. Einige fahren rechts auf den Parkstreifen, um ihr Kind aussteigen zu lassen, andere machen sich nicht die Mühe und halten einfach auf der Fahrbahn. Dazwischen der Schulbus, der plötzlich bremsen muss, weil eine Mutter mit ihrem Auto quer zur Fahrbahn steht, um zu wenden. Hinter ihr rauschen zwei Schüler auf ihren Fahrrädern heran. Eine Szenerie, wie sie an vielen Schulen in Ostholstein zum Alltag gehört.

Elterntaxis sind weiterhin ein Problem, erst recht in der dunklen Jahreszeit wollen die Eltern ihre Kinder in Sicherheit wissen. Die Schulen versuchen mit verschiedenen Initiativen, gegen das Pkw-Chaos vorzugehen und vor allem den Erstklässlern Sicherheit im Straßenverkehr zu vermitteln.

Bettina Zöllner sorgt sich um ihre Schüler, wenn sie an die vielen Autos denkt, die sich vor allem morgens in Pönitz vor der Schule sammeln. „Es ist ein deutlich höheres Verkehrsaufkommen“, sagt die Grundschulkoordinatorin. Diederzeitige Baustelle am Gebäudekomplex, der bis Mai 2025 mit neuen Anbauten erweitert werden soll, macht die Situation an der Gemeinschaftsschule nicht besser. Umso wichtiger ist es, den Schülern Sicherheit im Straßenverkehr zu vermitteln.

„Wir machen eine ganze Menge, damit die Kinder sicher zur Schule kommen“, betont Zöllner. So wurden die Grundschüler zum Beispiel mit Warnwesten ausgestattet. „Wir plädieren dafür, immer eine Sicherheitsweste zu tragen, damit die Kinder gut gesehen werden im Straßenverkehr“, betont die Lehrerin.

„Sicherheit durch Sichtbarkeit“ ist auch das Motto der Verkehrserzieher, die jetzt im Monat November die ersten Klassen in Pönitz und den anderen Schulen im ganzen Kreis besuchen, um die Blicke der Verkehrsanfänger zu schärfen und ihnen mögliche Gefahren aufzuzeigen.

Silke Ziemann von der Präventionsstelle der Polizeidirektion Lübeck ist mit ihren neun Kolleginnen und Kollegen für die Verkehrserziehung an den Schulen in Lübeck und Ostholstein zuständig. Sie sieht in den Elterntaxis ein komplexes Problem. Nicht nur das Elternteil am Steuer sei mit dem Fahrzeug gefährlich für die Kinder. „Die Kinder können keine Kompetenz im Verkehrsleben aufnehmen, zudem verlieren sie an Sozialkompetenz. Den Kindern wird die Möglichkeit genommen, sich zu entwickeln“, betont Ziemann.

In den 20 Stunden, die im Stundenplan des ersten Schuljahres fest verankert sind, lernen die Schüler von den Polizisten, warum es unter anderem wichtig ist, gesehen zu werden, wie man über die Straße, einen Zebrastreifen oder eine Ampel geht und zwischen parkenden Autos über die Straße kommt. Im Verkehrserziehungsheft „Kleines Zebra“ für Stockelsdorfer und Bad Schwartauer Erstklässler wurde von der Landesverkehrswacht alle wichtigen Verhaltensregeln kindgerecht zu Papier gebracht.

An der Gustav-Peters-Schule in Eutin hat sich eine Aktion zur Vermeidung von Elterntaxis besonders bewährt. Rund um die drei Schulstandorte wurden unter dem Motto „Schulexpress“ 19 Haltestellen eingerichtet als Treffpunkt für Kinder, die den Rest des Weges mit ihren Mitschülern an der frischen Luft zurücklegen sollen.

„Kinder müssen mehr zu Fuß laufen“, sagt auch Verkehrserzieherin Silke Ziemann. Damit Elterntaxis vermieden werden, spricht sich die Polizistin für ein generelles Parkverbot vor Schulen aus. Zudem müsse ein Kompromiss gefunden werden. Eltern, die ihr Kind bringen möchten, sollten als Beispiel nahe gelegene Parkplätze ansteuern und ihr Kind den Rest des Weges allein gehen lassen. „Irgendwann muss man loslassen“, sagt Ziemann. und bz
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