Seit Jahrzehnten versucht die Gemeinde an der Stelle den Weg frei für einen Hotelneubau zu machen. Doch immer wieder gab es Rückschläge, Diskussionen, Gerichtsverhandlungen. Am Mittwochabend stand das Vorhaben erneut auf der Tagesordnung der Scharbeutzer Gemeindevertretung. Die Kommunalpolitiker wollten endlich den Weg frei machen, damit gebaut werden kann.
Schon die Einwohnerfragestunde wurde eher zur Einwohnerappellstunde. „Wir Haffkruger, jedenfalls 80 Prozent von uns, möchten, dass die Kuhle verschwindet und ein Hotel gebaut wird“, erklärte der Haffkruger Ortsvorsteher Michael Dietz. 15 Jahre habe er das Loch ansehen müssen, dann sei er zwischenzeitlich weggezogen und jetzt sei die Kuhle immer noch da. „Die Gastronomen und unsere Wirtschaft brauchen das Hotel und keine Kuhle“, sagte Dietz.Ein anderer Einwohner sprach die Kommunalpolitiker direkt an: „Ich bin heilfroh, wenn nach dieser langen Diskussion endlich der Startschuss fällt. Jetzt gibt es kein Wenn und Aber mehr, machen Sie mit!“ Bürgermeisterin Bettina Schäfer (parteilos) nickte zustimmend. „Ich freue mich über die klare Aussprache für das Hotel. Doch die Entscheidung liegt bei den Menschen vor mir.“
Die Menschen vor ihr waren die Gemeindevertreter von Scharbeutz. Was viele nicht wussten: Beinahe wäre es gar nicht zur Abstimmung, sondern zu einer erneuten Verzögerung gekommen. Denn das Bauvorhaben stand schon tags zuvor im Bauausschuss auf der Tagesordnung. Dort warb die Bürgermeisterin für das Vorhaben. „Ich werde von den Haffkrugern immer wieder angesprochen, wann es losgeht“, sagte Schäfer. „Kreis und Land unterstützen uns, der Investor kratzt mit den Hufen. Alles ist vorbereitet.“
Das Problem: Ein zu dem Vorhaben gehörendes Vertragswerk musste überarbeitet werden und war erst wenige Stunden zuvor neu eingetroffen. Der sogenannte Durchführungsvertrag regelt zwischen Gemeinde und dem Investor unter anderem, wie das Gebäude gestaltet werden darf und bis wann gebaut werden muss.
„Wir sind nicht gegen das Hotel, aber ich kann das heute nicht ohne Durchführungsvertrag beschließen“, sagte Henning Nitz von der FBB-Fraktion mit FDP. Auch dem Vorschlag, am nächsten Tag in der Gemeindevertretung abzustimmen, mochte er nicht folgen. „Wie soll ich das bis morgen mit den Fraktionsmitgliedern durchgehen und abstimmen? Nach 26 Jahren kommt es auf drei Monate auch nicht mehr an.“ Er sprach sich dafür aus, das Thema in den nächsten Bauausschuss zu verschieben. Ähnlich sah es Kay Skubella von der WUB-Fraktion: „Wir stellen den Antrag, das auf den nächsten Bauausschuss zu verschieben. Ich habe bis morgen nicht die Möglichkeit, das mit der Fraktion durchzuarbeiten.“
Jürgen Brede (SPD) hatte jedoch die Sorge, dass dadurch ein möglicher Baustart im nächsten Jahr weiter verzögert werden könnte. „Wer weiß, ob der Investor so lange durchhält.“ Mit den Stimmen der Grünen, der SPD, der CDU und der des Ausschussvorsitzenden Lennard Meyer-Olden (FDP) setzte er schließlich mit einem Antrag die Abstimmung am nächsten Tag in der Gemeindevertretersitzung in Haffkrug durch. Dort stimmten dann fast alle Fraktionen für den Satzungsbeschluss, lediglich die WUB stimmte dagegen, Karin Bühring (Grüne) enthielt sich der Stimme.