Um die Schätze überhaupt erstmal zu finden, hatte das Museum im Frühjahr einen großen Aufruf gestartet, in dem Menschen aus Eutin und Umgebung gefragt waren, dem Museum ihre private Kunst als Leihgabe zur Verfügung zu stellen. „Die Resonanz war unglaublich“, erzählt Hümme weiter.
Aus mehr als 80 Haushalten kamen mehr als 500 Vorschläge – Bilder von Bildern – die Hümme und ihr Team sorgfältig sichteten. Nach Qualität. Nach Epoche. Nach Stil. „Wir waren ziemlich überrascht, was schon bei der Vorauswahl zutage kam“, sagt Hümme. „Und wir waren sehr angetan von dem Vertrauen und der Großzügigkeit der Menschen, uns diese Bilder zur Verfügung zu stellen.“
Auserwählt wurden schließlich 125 Exponate aus 50 Haushalten – in einem „beeindruckenden Niveau, das die Vielseitigkeit der privaten Sammlungen aus Eutin und Umgebung widerspiegelt“, heißt es. Von Stillleben bis Landschaftsmalereien. Von Pop-Art bis Porträts ist alles dabei. Und auch große Künstlernamen finden sich in den privaten Sammlungen. Es gibt Lithographien von Picasso zu sehen, es gibt ein Original von Armin-Mueller-Stahl.
Auch Expressionist Otto Mueller ist dabei und Gerhard Richter, dessen Werke aktuell auf dem Kunstmarkt zu den teuersten eines lebenden Künstlers zählen. „Wir konnten kaum glauben, was da so alles zusammenkam“, sagt Kuratorin Sophie Matuszczak. „Von Ernst Barlach bis Karl Schmidt-Rottluff.“ Von regionaler Kunst bis hin zu niederländischen Malern aus dem 17. Jahrhundert. Das älteste Bild ist kurz nach 1600 entstanden.
Und dabei sind es nicht nur die großen Namen, die in dieser besonderen Ausstellung begeistern. Es sind auch die unbekannten Künstler, deren Bilder nur ungefähr datiert werden können, deren Motive, Malmethoden oder Perspektiven Geschichten auf ihre Art erzählen – und deren Hintergründe Hümme und Matuszczak versucht haben, so weit es geht, zu recherchieren. Ob Öl auf Leinwand, Aquarelle, Grafiken oder Radierungen. „Diese Ausstellung ist so bunt wie die Vielfalt der Geschmäcker.“
Von Kunstliebhabern, Erben, Sammlern und Zufallsbesitzern ist an Eigentümern alles vertreten. „Das ist ja nochmal ein ganz anderer Ansatz, zu sehen, wie Kunstwerke in den Privatbesitz von Menschen gelangen. Mal sind sie als Wertanlage angeschafft, mal in der Familie weitergegeben worden“, sagt Hümme. Dass sie ihre Kunst jetzt mal aus einer „musealen Perspektive“ betrachten können, sei auch für die Leihgeber etwas ganz Besonderes.
Einige von ihnen haben ihre Beweggründe, warum sie bei der Ausstellung mitmachen, in kleinen Sätzen formuliert, die vorne am Eingang an der Wand zu sehen sind. Dort steht zum Beispiel: „Kunst ist ein Teil meines Lebens geworden.“ Oder: „Mit dem geerbten Kunstwerk verbinde ich die Erinnerung an meine Eltern.“
All das macht die Ausstellung auf ihre Art nahbar. Und ganz nebenbei: Natürlich wird auch die schlichte Neugier bedient. Wer schon immer mal wissen wollte, wie andere Leute so ihre Wohnzimmer gestalten und was sie als schön empfinden, der wird an dieser Ausstellung seine Freude haben.
„Eutin packt aus“ist ab Sonntag, 22. September, bis zum 17. November im Ostholstein-Museum zu sehen.Infos zu Führungen und Veranstaltungen gibt es unter www.oh-museum.de.