2002 wurde die Stiftung gegründet, benannt nach Elisabeth Mierendorff aus Eutin-Fissau. Zeitgleich wurden die beiden Volieren auf dem Grundstück des Schießsportzentrums in Kasseedorf errichtet. „Mit den Zinsen, die wir damals auf das Stiftungskapital von 80.000 Euro bekommen haben, sind wir gerade so hingekommen“, sagt der Stiftungsratsvorsitzende Otto Witt. Damals gab es zwischen 4,5 und fünf Prozent Zinsen, heute sind es um die 1,5 Prozent.
Diese finanzielle Lücke macht den Ehrenamtlern zu schaffen. Ein Dutzend Frauen und Männer engagiert sich in der Stiftung. Hinzu kommen, wie bei allem, gestiegene Preise. „Wir haben einen jährlichen Kostenaufwand von rund 5000 Euro“, sagt Christian Meissner, Vorsitzender des Stiftungsvorstands. Es fallen an: Pacht und Strom und als größte Position Futterkosten. Zwei bis drei Mal im Jahr werden mehrere Dutzend Kisten mit Küken angeliefert. Sie werden in Gefriertruhen gelagert und für die Schützlinge nach Bedarf portionsweise aufgetaut.2023 ist eine der beiden Volieren instand gesetzt worden. Das glückte dank 8000 Euro von der Umweltlotterie Bingo. In diesem Jahr muss die zweite erneuert werden. Auf 10.000 bis 20.000 Euro schätzt Otto Witt die Kosten. Der gemeinnützigen Organisation werde ab und zu mit Bußgeldern, die ihnen von Gerichten zugewiesen werden, unter die Arme gegriffen, sagt er. Meissner ergänzt: „Aber wir müssen uns nachhaltig um Sponsoren kümmern.“
Aktuell bewohnen die Uhus eine der beiden Volieren, drei Mäusebussarde die zweite. In der jüngsten Vergangenheit haben sich die Ehrenamtler um verschiedene Greife gekümmert. „Eine Eule hatte sich in eine Reithalle verirrt und konnte sich nicht mehr orientieren, ein Adler wurde auf der E47 von einem Lkw angefahren und lag auf der Straße, ein Sperber hatte sich den Flügel gebrochen“, berichtet Rasmus Fink, ausgebildeter Jäger und Falkner. Eine Turmfalken-Dame sei im Frühjahr in einen Güllebehälter gefallen, erzählt er. „Sie war völlig verklebt, ich musste Feder für Feder säubern.“ Im vergangenen Winter beherbergte der Falkner für fünf Tage einen völlig verfrorenen Turmfalken in seinem Badezimmer, ehe dieser sich so weit aufgewärmt hatte, dass er in eine der Volieren umziehen konnte. Wenn es ein schlechtes Mäusejahr ist, gibt es nach Finks Aussage auch immer unterernährte Mäusebussarde, die für ein, zwei Wochen Zeitgäste in der Auffangstation werden.
Holen die Ehrenamtler ein verletztes Tier ab oder wird ihnen eines gebracht, begutachtet es zunächst ein Tierarzt. „Er schätzt ein, ob es eine Chance hat, zu genesen“, sagt Otto Witt, „denn unser Ziel ist es ja, die, die aufgepäppelt werden können, wieder in die Freiheit zu entlassen.“ Die Mierendorff-Stiftung ist gut vernetzt. „Die Jäger in der Region kennen uns. Auch mit der Polizei klappt das Zusammenspiel“, sagt Witt. Manchmal vermitteln die Ehrenamtler ihre Schützlinge weiter: zum Wildpark Eekholt, zur Wildtierstation Hamburg oder an Tierheime.
Mehr Zurückhaltung wünschen sich die Helfer von Urlaubern. „Sie wollen Tierretter und Weltverbesserer sein und sammeln häufig aus dem Nest gefallene Vögel auf“, sagt Christian Meissner. „Dabei kümmern sich die Eltern. Hat der Nachwuchs aber menschlichen Geruch an sich, geht die Mutter nicht mehr ran.“