Bund und Land haben erhebliche Fördermittel zugeschossen, das Gros der Kosten für den Neubau aber trägt die Stadt: um die elf Millionen Euro. Entsprechend sind die Reaktionen von Kommunalpolitikern. Matthias Rachfahl (CDU) sagt: „Dass angesichts des besonders strengen Zeitrahmens und des hohen Drucks gewisse Fehler passieren würden, war für unsere Fraktion von Anfang an erkenntlich. Das Ausmaß der Planungs- und Konstruktionsmängel hat ein hinnehmbares Maß jedoch deutlich überschritten.“
Die Freien Wähler sind entsetzt. „Das ist unglaublich“, findet ihre Fraktionsvorsitzende Sonja Wirges. „Schlimm“, sagt Uwe Tewes (SPD), „ich bin sehr enttäuscht.“ Beide verlangen Klärung, wie es zu den Fehlern gekommen und wer dafür verantwortlich ist. „Die FDP-Fraktion bedauert die ärgerlichen Mängel zutiefst“, sagt Marius Winkler, „wir erwarten von der Verwaltung, dass sie alle Fraktionen und den Bauausschuss stets transparent und offen informiert.“ Auch er fordert eine schnelle Klärung, wer für die Beseitigung der Probleme die Kosten tragen muss.
Monika Obieray (Grüne): „Es war zu erwarten, dass bei dem enormen Zeitdruck, unter dem alle Gewerke standen, gewisse Flüchtigkeitsfehler auftreten. Aber nasser Orchestergraben, Mängel der Elektrik und rostende Stühle sind unserer Meinung nach Konstruktions- und Herstellermängel. Dafür muss der Architekt einstehen oder die entsprechenden Hersteller.“
Die CDU will ebenfalls wissen, wer Planungs- und Konstruktionsfehler begangen hat. Sollte kein Fehler auf städtischer Seite vorliegen, müssten Planer oder bauausführende Unternehmen zur Verantwortung gezogen werden, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Marcel Kriwet. „Als CDU drängen wir seit über einem Jahr darauf, dass im Rathaus und Bauamt bei Bauprojekten eine Kostenkontrolle und effektive Planungsüberwachung ausgeübt wird“, sagt Matthias Rachfahl. Darauf habe es bisher keine Reaktion gegeben. Die CDU spricht von einem „Desaster“ beim Bau der Seebühne und erinnert daran, dass der Eigenanteil der Stadt von ursprünglich 610.000 Euro auf nun über elf Millionen Euro gestiegen ist.
Bürgermeister Sven Radestock (Grüne) teilt zu den Vorkommnissen mit: „Bei einem Bauwerk dieser Größe und dieser Dimension müssen wir immer mit Mängeln rechnen, die sich erst im Betrieb zeigen. Das kennt auch jeder Hausbauer, selbst wenn es sich nicht um ein derartig komplexes Einzelstück, sondern um ein Bauwerk ‚von der Stange‘ handelt.“ Deshalb gebe es auch die Gewährleistung und eine Frist, innerhalb derer die Mängel in der Regel behoben würden.
Radestock stellt aber heraus: „Unsere Priorität bei dem Großprojekt Tribüne lag darauf, rechtzeitig fertig zu werden und den Spielbetrieb zu ermöglichen. Das hat geklappt.“ Im Echtbetrieb zeige sich jetzt, wo nachgearbeitet werden müsse.
Bei der Plane seien die Mängel erkannt, sagt er. Im Gegensatz zur früheren Abdeckung lässt sich die neue nicht rasch aus- und einfahren. Außerdem schließt sie an der Betonmauer des Orchestergrabens nicht richtig ab. Eine „Fehlplanung“, sagt Festspiele-Geschäftsführer Falk Herzog. Der Bürgermeister verweist darauf, dass die Konstruktion aktuell trocken sei. Es gebe zur Überdachung Gespräche mit dem Architekturbüro und den Festspielen.
Mit der Metallbaufirma sei die Stadt ebenfalls im Austausch, so Radestock. Er sagt: „Die Stühle sind von unserem Baubereich nicht abgenommen worden. Hier befinden wir uns in einem laufenden Verfahren und lassen uns inzwischen rechtlich beraten.“ Die 1945 Stühle haben einen Preis von 750.000 Euro. Nach LN-Informationen müssen alle ausgetauscht werden.
Ein weiteres Problem ist die Stromversorgung. Sie ist nur gewährleistet durch ein Notstromaggregat und dadurch, dass der Hausanschluss der Opernscheune und der Fasaneninsel genutzt werden. „Aktuell wird der Strombedarf bei den Veranstaltungen gemessen. Auch hier sind wir in Gesprächen mit den Elektroplanern einer Fachfirma“, erklärt der Verwaltungschef. Weiter sagt er: „Wir stellen gemeinsam mit den Festspielen eine Mängelliste auf, um etwaige Schwachstellen zu identifizieren. Diese werden im Rahmen der Gewährleistung abgearbeitet.“
Architekt Holger Moths erklärt auf Anfrage: „Dass es Mängel nach der Fertigstellung eines Bauwerks gibt, ist zunächst nichts Ungewöhnliches. Alle, die dafür die Verantwortung tragen, sind bemüht, schnellstmöglich Lösungen zu finden, um die Mängel zu beseitigen.“