Tatsächlich kommt sehr viel auf den Kreis Ostholstein zu, vor allem in den Jahren 2026 bis 2030. Die Schienenhinterlandanbindung der Fehmarnbeltquerung wird auf ganzer Strecke gebaut. Dafür müssen auch zahlreiche Brückenbauwerke errichtet werden. Die Erneuerung der A1 geht weiter. Dort werden in den genannten Jahren neun Brücken erneuert, zwischen dem Autobahnkreuz Bad Schwartau und der Abfahrt Gremersdorf sind sechs Straßensanierungen geplant. Hinzu kommt der Bau der 380-kV-Trasse und die Sanierungen von Bundes- und Gemeindestraßen.
Das alles klingt nicht nur viel, es ist auch viel. Die Autos stehen im Baustellen-Stau, und ein Ausweichen auf die Bahn wird kaum möglich sein. Die neue Hinterlandanbindung soll erst Ende 2029 fertig sein, wenn das denn überhaupt zu schaffen ist. Und durch den Bau werden die Regionalbahn nach Kiel und die Bäderbahn bis zu 18 Monate lang nicht fahren können.
Einen Vorgeschmack gibt es schon jetzt. Die Bäderbahn-Strecke, die von Lübeck aus über Bad Schwartau, Timmendorfer Strand, Scharbeutz, Haffkrug, Sierksdorf bis nach Neustadt fährt, wird imHerbst 2024vom 16. September bis zum 14. Dezember für mehrere Monate gesperrt. „Wir werden zwischen Haffkrug und Neustadt Schiene, Schwelle und Schotter erneuern“, teilt ein Bahnsprecher mit. Vom 16. bis 27. September gibt es eine Sperrung zwischen Scharbeutz und Neustadt.Vom 28. September bis zum 3. November ist der Abschnitt zwischen Lübeck und Neustadt gesperrt und vom 4. November bis zum 14. Dezember fährt erneut kein Zug zwischen Scharbeutz und Neustadt. Dass teilweise schon ab Lübeck gesperrt werden müsse, habe logistische Gründe, heißt es von der Bahn. „Das wird eine spannende Zeit und ich hoffe, dass sie durch unsere Begleitung erträglich bleibt“, sagt der Baustellen-Koordinator der Fehmarnbeltquerung, Carsten Behnk. Hoffnung machen dem Koordinator die ersten Erfahrungen von der Insel Fehmarn. Dort haben die Bauarbeiten längst begonnen.
„Natürlich sind Einschränkungen auf der Insel nicht zu übersehen“, berichtet Behnk. „Femern AS baut das Tunnelportal, die Deges ist bei dem Ausbau der B207 in vollem Gange und die Bahn hat auch mit den Arbeiten für die Hinterlandanbindung begonnen.“ Dafür gebe es Planungsinformationsrunden, die sich gebildet hätten, um die Baustellensituation vernünftig zu organisieren. „Eine ganz wichtige Runde hat sich zwischen den Planern der DB, der Tennet, der SH Netz und jetzt in Zukunft auch der Autobahn GmbH gebildet“, sagt Behnk. „Darin werden sämtliche Planfeststellungsabschnitte besprochen, sich intern ausgetauscht und man trifft sich vor Ort zu Workshops.“ Insgesamt laufe es bisher gut und rund.Behnk setzt zudem auf ein Softwareprogramm, in dem alle Baustellen und Planungen, von der Gemeindestraße bis zur Hinterlandanbindung, eingepflegt werden können und sollen. „Die Kommunen sind in dem Programm alle geschult worden“, sagt Behnk. So sollen alle „Knack- und Engpunkte“ frühzeitig erkannt werden.
Auch die Bahn setzt auf Kommunikation. „Es wird ein Gesamtkonzept erstellt, sodass die Menschen in der Region weiterhin mobil bleiben, auch ohne Pkw. Dazu tauschen wir uns mit Land und Region rechtzeitig intensiv aus“, kündigt der Bahnsprecher an. Bei den Tourismuschefs und Hoteliers gibt es optimistische Töne. „Die staufreie Erreichbarkeit spielt bei Urlaubern schon eine Rolle. Nicht umsonst fahren viele nachts. Gleichwohl entscheidet sie nicht über die Wahl des Ziels. Staus werden in Kauf genommen“, sagt Raymond Kiesbye, Touristikleiter in Kellenhusen.
Sein Kollege Eike Doyen, Tourismusleiter aus Heiligenhafen, ergänzt: „Die Mehrbelastung wird sicher zum ein oder anderen Rückgang, besonders bei Tagesgästen aus Hamburg und dem Umland, führen. Das ist nicht glücklich, aber eine Überdramatisierung wäre das falsche Signal.“ Noch wichtiger als die Verkehrslage ist für Stephan Muuss vom Hotel Atlantic in Niendorf etwas anderes: „Wir brauchen gutes Wetter, dann kommen die Gäste trotzdem.“