Lilly Jacobs wird seit 2022 bei der Stadtwerke Eutin GmbH (SWE) zur Elektronikerin für Betriebstechnik ausgebildet – zu einem Beruf also, in dem weibliche Arbeitskräfte auch heute leider noch die Ausnahme sind. „Ich war schon als kleines Kind eher technisch interessiert“, sagte die Auszubildende, „und habe meinem Vater stets bei seinen Basteleien unterstützt. Da war es letztlich nur folgerichtig, dass ich mich nach der Schule auch beruflich entsprechend orientiert habe. Es macht mir einfach mehr Spaß, in einem feuchten Graben Kabel zu ziehen und Verbindungen zu schaffen, als den ganzen Tag an einem Schreibtisch zu verbringen. Und da macht es dann auch nichts, wenn das Wetter noch so schlecht ist.“
Über das Erasmus-Programm der EU wurde Lilly Jacobs aufmerksam auf die Möglichkeit, sich im Ausland weiterzubilden. Ziel der 1987 ins Leben gerufenen Erasmus-Programme ist es, so vielen Auszubildenden und Studenten dabei zu helfen, ihre späteren Karrierechancen durch einen Auslandsaufenthalt zu verbessern und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Als sie das Angebot erhielt, vier Wochen in Spanien zu arbeiten, war Christian Kulessa, Technischer Leiter der Stadtwerke, ihr wichtigster Ansprechpartner. Würde er ja sagen und vier Wochen auf die Auszubildende verzichten? „Natürlich haben wir zugestimmt“, berichtet Kulessa, „solche Möglichkeiten sollten unsere Auszubildenden wahrnehmen, wo immer es geht.“
Per Direktflug ging es auf die iberische Halbinsel in eine Unterkunft, die sich die 19-Jährige mit weiteren Teilnehmern teilte. Auch die Verständigung mit den Arbeitgebern sei kein unlösbares Problem gewesen: „Ich habe zwar nie spanisch in der Schule gehabt, aber mit Englisch als kleinstem gemeinsamen Nenner und ganz viel Handsprache haben wir das hinbekommen.“ Die Arbeit sei deutlich anders gewesen als bei den Stadtwerken: „Wir haben sehr viel Maschinenwartung gemacht, Laufbänder repariert und solche Sachen. Gewundert habe ich mich über die Unterschiede in der Elektrotechnik zwischen Deutschland und Spanien. Dort laufen noch sehr viele Leitungen oberirdisch. Und was mir noch aufgefallen ist: Trotz der vielen Sonnenstunden dort im Süden gibt es nur ganz wenige Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern.“
Wieder in Eutin betont Jacobs, wie gut es ihr auf ihrem heimischen Ausbildungsplatz gefällt. „Das, was ich hier mache, ist nichts für Püppchen“, sagt sie. „Man kann nass werden, schmutzig ebenfalls – und man trägt aus Sicherheitsgründen meistens grellbunte Arbeitskleidung. Wer damit klar kommt, kann in einem hochinteressanten Beruf mit besten Zukunftsaussichten arbeiten.“ Kann sie sich vorstellen, nach der Ausbildung bei den Stadtwerken zu bleiben? „Auf jeden Fall – wir haben ein ganz tolles Betriebsklima und ein angenehmes Kollegium.“
Auch Theres Hilpert, Referentin für Personalmanagement, zieht eine positive Bilanz der Spanien-Aktion. Lilly Jacobs war mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht die letzte Auszubildende, die vom Erasmus-Programm der EU profitieren kann: „Wenn es passt und unseren Nachwuchskräften einen Nutzen verspricht, werden wir sie nach besten Kräften unterstützen.“ Hilpert ergänzt: „Unsere Auszubildenden sind die Fachkräfte von morgen und wir sind stolz darauf, ihnen eine solide Grundlage für ihre berufliche Zukunft bieten zu können – dazu gehört auch die persönliche Weiterentwicklung sowie die Teilnahme an solchen Projekten.“ Jährlich bilden die Stadtwerke Eutin engagierte Nachwuchskräfte in verschiedenen technischen und kaufmännischen Berufen aus.