Die gern genommene, nähere Beschreibung „wohlverdienter Ruhestand“ finde der 66-Jährige übrigens noch schlimmer. „Wir haben kein Verdienst, sondern Leben aus der Gnade – das sage ich als lutherischer Theologe. Natürlich habe ich lange gearbeitet, aber das ist doch kein Verdienst, sondern ich habe das, was ich an Möglichkeiten und Ressourcen habe, versucht, der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen“, betont Barz.
Seine Ressourcen möchte Peter Barz auch in der folgenden Lebensphase als Berater und Supervisor zur Verfügung stellen. Nicht, weil er muss, sondern darf. Er sei froh, dass nun die Last der Personalverantwortung für Pastoren und Pastorinnen, Mitarbeitende und für 19 Kirchengemeinden von ihm fällt und er das machen kann, was für ihn Lebenselixier ist: Musik. „Ich habe mir einen Kontrabass gekauft. Der braucht Aufmerksamkeit“, sagt der Hobby-Musiker, der verschiedene Instrumente spielt. Außerdem möchte er mehr Zeit mit seinen vier Enkelkindern verbringen.
Familie und Musik – dafür wird sich Peter Barz in seinem neuen, alten Zuhause in Bordesholm Zeit nehmen. Schon vor zwei Monaten ist er von Eutin wieder dort hingezogen, wo er 1988 seine erste Stelle als Pastor angetreten und bis 1997 tätig war. Die Rosenstadt wird der dreifache Familienvater allerdings vermissen. „Bordesholm ist schön. Aber diese Natur der Holsteinischen Schweiz, die ist fantastisch“, schwärmt Barz. Auch den Kontakt zu den verschiedensten Personen – sei es im kirchlichen Bereich, als auch hier im Umfeld, und sein Team, mit dem er zusammengearbeitet hat, werde er vermissen.
Mit ihm hat er in seiner Amtszeit viele Projekte angestoßen, beispielsweise entwickelte er den Garten am frischen Wasser im Rahmen der Landesgartenschau. „Ich liebe diesen Ort. Er ist ein Stück Sinnbild von Kirche, wie ich sie gern präsentieren möchte: sehr niedrigschwellig und doch aufs Zentrum fokussiert. Es ist beeindruckend, was Menschen in diesem Garten erleben – an Ruhe, an Tiefe, an Geborgensein. Wenn man das ermöglichen kann, ist das doch ein Glücksfall“, sagt Barz. Er wünscht sich für die Zukunft, dass „die Kirche von Menschen nicht nur als Institution erlebt wird, sondern als ein großer Ermöglichungsraum, sich selbst und Gott zu finden“.
Seine Arbeit als Propst sei eine schöne, aber auch schwere Aufgabe gewesen, sagt er. So begleitete Barz den Veränderungsprozess – er möchte nicht von Krise sprechen –, in der Kirchengemeinden aufgrund immer weniger Pastoren zusammengelegt wurden. Ein Prozess, der auch immer Schmerzen und Blockaden mitbringe. Damit zu arbeiten, sei ein großer Teil seiner Tätigkeit gewesen. Dabei hat er immer versucht, mit den Menschen auf Augenhöhe zu sein. Seelsorgerische Gespräche hat er beispielsweise sehr gern geführt.
Am 23. Juni wird Peter Barz in der Michaeliskirche in Eutin verabschiedet – statt traditioneller Kirchenmusik erklingt Jazz. „Wir brauchen unterschiedliche Kulturen in der Kirche“, betont Barz, wenn er an die Zukunft denkt. In dieser muss seine Nachfolgerin – zur Wahl stehen Carola Beno und Christine Halisch – bestehen können. „Diese Person benötigt Standfestigkeit und Liebe zu Menschen“, sagt der 66-Jährige, für den seine Zeit dann am 30. Juni endet. „Propst sein – das ist ein Dienst an dieser Kirche, und ich will diesen Dienst auch mit einem Stück Demut verlassen.“