Den Versuch zu unternehmen, Marienkäferlarven in die von Blutläusen befallenen Zierapfelbäume einzubringen, ist eine Idee von Manuel Kramp, Forstwirt im Eutiner Bauamt. Denn Marienkäfer haben schon als Larven einen ungeheuren Appetit. „Sie fressen bis zu 150 Läuse am Tag“, sagt Kramp. „Drei Wochen benötigen die Larven bis zur Entpuppung, dann ist acht Tage Ruhezeit bis zum fertigen Marienkäfer.“ Dieser vertilgt dann „nur noch“ 50 Läuse pro Tag.
Die Probleme mit den Schädlingen haben Manuel Kramp und seine Kollegen vom Bauhof schon in den Vorjahren beschäftigt. Etliche der nach der Innenstadtsanierung neu gepflanzten Bäume wiesen an ihren Zweigen und Verästelungen immer wieder unzählige Läuse-Kolonien auf – in einem weißen klebrigen Geflecht, das an Watte erinnert. Die Blutläuse saugen am Gewebe ihrer Wirte und schädigen sie. Betroffen sind in der Innenstadt allerdings nur die Zieräpfelbäume – die Zierkirschen auf dem Marktplatz sind nicht befallen.
„Vermutlich haben die Bäume die Blutläuse schon beim Einpflanzen gehabt“, sagt der Forstwirt. Vier Zierapfelbäume hat die Baumschule, aus der sie stammen, in der Vergangenheit auf Kulanz ausgetauscht. „Aber irgendwann ist da auch mal Schluss“, sagt Kramp.
Die Blutläuse heißen so, weil sie, wenn man sie zerdrückt, eine rot-orange-braune Flüssigkeit abgeben, die an Blut erinnert. Dadurch, dass sie am Pflanzengewebe saugen, hemmen sie die jungen Bäume in ihrer Entwicklung. „Ältere Bäume haben mehr Widerstandskraft. Sie können bei Läusebefall sogar die Zusammensetzung ihres Pflanzensaftes beeinflussen, sodass sie uninteressant für Schädlinge werden“, erklärt Bauhof-Mitarbeiter Peter Hillmann. „Aber diese Zierapfelbäume sind erst um die zehn Jahre alt und haben dem noch nicht so viel entgegenzusetzen.“
Deshalb ist er den Blutläusen zu Leibe gerückt. Vom Hubsteiger aus hat er mit einer Zahnbürste versucht, die betroffenen Exemplare von den Schädlingen zu befreien. „Aber man erwischt natürlich nie alle“, sagt er. In diesem Jahr war er schon zwei Mal mit der Zahnbürste unterwegs, im Februar und im März. Rund 45 Minuten hat er jeden befallenen Baum „geputzt“. Aber viele Zierapfelbäume in der Peterstraße, der verlängerten Peterstraße, der Königstraße und am Rosengarten sind wieder stark befallen.
Nun sollen die Marienkäfer, die natürlichen Gegenspieler der Läuse, ran. Ihre Larven stammen aus einer Aufzuchtstation in Ruhwinkel (Kreis Plön). Manuel Kramp hat sie dort eigens abgeholt. Die Nacht haben die Larven in kleinen Plastik-Boxen in seinem Kühlschrank verbracht. Gleich am Morgen danach werden sie ausgesetzt. In einer Box sind jeweils 100 Larven. Sie werden auf zwei Filtertüten aufgeteilt, die Peter Hillmann in den Bäumen befestigt. „Die Larven kommen da bald raus, weil sie die Nahrung wahrnehmen“, erklärt er. Die Filtertüten an neongelben Bändern hängen in den 15 am schlimmsten von Läusen heimgesuchten Bäumen. Manuel Kramp ist gespannt, welchen Erfolg die Gefräßigkeit der Larven haben wird. Er sagt: „Es ist ein Experiment.“