„Dass eine Bude aufgebrochen wird, passiert ein- oder zweimal im Jahr“, erzählt Geschäftsführerin Friederike Mougin am Tag danach. Doch einen solchen Raubüberfall habe das Familienunternehmen noch nicht erlebt. Rund 25 Stände dieser Art habe der Betrieb aus Lenste (Gemeinde Grömitz) in der Region. Dieser an der B 202 sei der einzige in Alleinlage, ohne Wohnbebauung oder ähnliches in der Nähe, sagt Mougin.
„Unser Mitarbeiter hat den Mann nicht kommen sehen.“ Während der Stand auf die Bundesstraße ausgerichtet sei, führe noch ein weiterer Weg am Erdbeerfeld entlang nach Wasbuck. „Das Fahrzeug muss von hinten gekommen sein“, sagt die Geschäftsführerin.
Der Täter habe sich kurz vor 15 Uhr der Rückseite des Verkaufsstandes genähert, heißt es im Bericht von Polizeisprecherin Annakatharina Kroege. „Der Verkäufer öffnete die Tür zum Häuschen, da er die Lieferung weiterer Ware erwartete. Unter Vorhalt eines Messers soll der unbekannte Mann die Herausgabe der Tageseinnahmen gefordert haben.“ Der Räuber sei der Beschreibung nach zwischen 30 und 40 Jahre alt, etwa 1,70 Meter groß und kräftig. Er habe eine dunkle Hose und einen dunklen Kapuzenpullover getragen. Sein Gesicht habe er mittels Sonnenbrille und FFP-Maske verborgen.
„Unser Mitarbeiter war schockiert und hat ihm das Geld gegeben“, sagt Friederike Mougin. Dann habe der 21-Jährige den Täter mit einem älteren dunklen Geländewagen in Richtung Wasbuck davonfahren sehen. „Er hat sich bei uns gemeldet und wir haben die Polizei verständigt.“ Der junge Mitarbeiter wurde sofort abgelöst. „Es geht ihm so weit gut.“
Die Polizei habe umfangreiche Fahndungsmaßnahmen eingeleitet und Spuren gesichert, berichtet Polizeisprecherin Kroege. Die Kripo Oldenburg ermittle wegen des Verdachts des schweren Raubes und erbittet unter Telefon 043 61/105 50 Zeugenhinweise.
„Was machen wir jetzt?“, fragt unterdessen Friederike Mougin. „Wir möchten keine Panik unter den Mitarbeitern verbreiten.“ Man habe bereits einzelne Angestellte über den Vorfall informiert und denke darüber nach, ob man den Verkaufsstand anders ausrichtet, sodass beide Straßen für den jeweiligen Verkäufer zu sehen sind.
Keine Überfälle, aber aufgebrochene Verkaufsbuden melden auch andere Betriebe häufiger. Erst kürzlich waren Unbekannte in Lübeck und Ostholstein in mehrere verschlossene Karls-Erdbeerbuden auf Supermarktparkplätzen eingestiegen und stahlen die verkaufsbereite Ware. Die mutmaßlichen Täter wurden einen Tag später aufgespürt. „Die Polizei wurde sehr schnell aktiv, da war ich sehr dankbar“, sagt Karls-Personalchefin Ulrike Dahl.Erdbeerklau und aufgebrochene Häuschen, das kennen sie schon. Daher gebe es an den Erdbeerständen seit mehr als 15 Jahren Aufkleber mit der Aufschrift „Einbruch lohnt sich nicht“. Es sei nie Bargeld in der verschlossenen Bude. Zudem werde viel mit Karte gezahlt. Von dem Überfall mit vorgehaltener Waffe ist Ulrike Dahl entsetzt. „Einen Raubüberfall hatten wir noch nicht.“
Direkt vom Feld wurden am Wochenenderund 400 Kilogramm Erdbeerengestohlen. Diesmal war das Obstgut Ingenhof in Malente betroffen.