Pünktlich um 14 Uhr betreten die ersten Kunden den Raum. Wer hier einkauft, bekommt Fleisch von Tieren, die 365 Tage im Jahr draußen sind und fast nie einen Arzt benötigen. Was es heißt, ein Familienunternehmen zu sein, wird auf dem Hof in Klein Schlamin (Gemeinde Schashagen) schnell sichtbar. Inhaber Matthias Oldenburg, der 2012 mit elf Tieren der Rasse Welsh-Black aus Wales anfing, gibt die Ware nicht allein aus. Mit dabei sind die Eltern des 39-Jährigen, ein Onkel, seine Freundin und die Kinder. Sie alle packen mit an und sind gut an ihren schwarzen Kapuzenpullovern zu erkennen. Auf diesen prangt nicht nur der Name des Unternehmens, sondern auch das Logo mit zwei Rindern.
Einer ihrer Kunden ist der Ostholsteiner Harald Schmidt. Er erzählt von einem Spaziergang durch das Dorf. Bei diesem habe er den Senior getroffen. „Der hat von dem Fleisch erzählt. Wir haben es dann probiert und sind begeistert.“
Dabei war die Zukunft des landwirtschaftlichen Betriebs lange Zeit keinesfalls klar. Matthias Oldenburg, der zwischen Ställen und Feldern aufwuchs und schon früh als Erntehelfer eingespannt wurde, erinnert sich: „Den Betrieb gibt es seit 1909. Es war mal ein reiner Milchviehbetrieb. Wir hatten 40 Kühe. Es gab eigentlich keine Perspektive. Als ich 16 Jahre alt war, stellte sich die Frage, ob ich eine landwirtschaftliche Ausbildung mache.“ Er machte keine, ging stattdessen zu den Schwartauer Werken. Dort ließ er sich zum Industriemechaniker ausbilden. Er machte seinen Meister und blieb fast 20 Jahre.
Ohne Landwirtschaft ging es aber nicht. Als sich 2012 die Frage stellte, wie man mit einer Fläche umgehen soll, die weder für Milchkühe geeignet noch als Wildschwein-Wühlplatz gedacht war, kamen die Welsh-Black ins Spiel. „Die sind ruhig und robust. Wir haben Kinder. Die müssen zwischen den Tieren sicher laufen können“, sagt Matthias Oldenburg und ergänzt: „Der Zuchtbulle hat 1200 Kilo Kampfgewicht. Der kommt zu mir und möchte mit einer Pferdebürste gekrault werden.“
Jetzt – Ende 2023 – gehören rund 180 Tiere zum Betrieb. Sie leben größtenteils auf Gebieten vom Naturschutzbund. 35 bis 40 Tiere teilen sich jeweils eine Fläche, die etwa so groß ist wie 50 Fußballfelder. Sie befinden sich in Grube, Grömitz, Gothendorf sowie unweit des Hofes. Matthias Oldenburg, der im Sommer 2022 seinen alten Job gegen sein Hobby eingetauscht und ins Fleischgeschäft eingestiegen ist, hat die Rinder stets im Blick. „Der tägliche Kontakt ist Pflicht. Die Tiere sollen ja nicht von Menschen entwöhnt werden“, sagt er. Und das klappt. Sobald sie seine Stimme hören, kommen sie. Wobei Hafer und andere Leckerlis manchmal helfen dürften.Besonders ist, dass die Welsh-Black das ganze Jahr über draußen sind. Dort legen sie täglich etliche Kilometer zurück. „Dabei kommt es zur intramuskulären Fetteinlagerung. So wird das Fleisch zarter“, erklärt Oldenburg. Lediglich die jungen Tiere im Alter von rund zehn Monaten kommen im Winter für gut zwölf Wochen in den Stall. „Der Winter ist einfach zu hart für die Kleinen“, sagt der 39-Jährige.
Wer geschlachtet wird, kommt zu Fleischermeister Tjark Thießen. Sechs Kilometer liegen zwischen den beiden Betrieben. „Ich lege großen Wert darauf, dass der Transport kurz und der Anhänger groß ist. Statt zwölf, habe ich da nur ein bis drei Tiere drin“, sagt Matthias Oldenburg. Doch auch wenn am Ende das Sterben und somit die Verarbeitung zu Fleischprodukten stehe, wolle er ihnen die Zeit bis dahin so angenehm wie möglich machen. „Die gehören zum Hof. Sie haben Familienanschluss. Das sind Lebewesen, keine Gegenstände“, betont er, während ein weiterer Abnehmer im Auto die Einfahrt herauffährt, parkt und eine Kühlbox auslädt.
Da ist er wieder – der Kundenkontakt. Man grüßt sich. Man kennt sich. Und Oldenburg erinnert sich an vergangene Bestellungen und Vorlieben. „Ich möchte den Menschen sehen und das Dorfleben aufleben lassen“, sagt er. Deshalb werde es seine Ware nie in Automaten an irgendwelchen Straßenrändern geben. „Das ist nicht meins. Ich möchte alle Fragen beantworten und beraten“, stellt er klar. Wer Fleisch bei ihm bestellen möchte, kann das über die Internetseite www.bestbeef-oh.de machen. Der nächste Verkauf steigt am 15. Dezember.