Kein Böllerverbot für den Behaimring
Trotz mehrfachen Ausschreitungen an Silvester: Verwaltung sieht keine Notwendigkeit für Konsequenzen.

An Silvester 2023 kam es zu Krawallen im Lübecker Behaimring. In der Nacht brannten damals diese Müllcontainer.Foto: Holger Kröger
Lübeck. Brennende Mülltonnen, vermummte Gestalten, hemmungsloses Gegröle: An den vergangenen zwei Silvesterabenden ist der Behaimring im Lübecker Bezirk Eichholz in Verruf geraten.Bei Ausschreitungen gewaltbereiter Partygäste wurden auch Rettungskräfte angegangen und Raketen in Menschenmengen geschossen. Die Polizei ermittelte sieben Tatverdächtige.Während die Politik Konsequenzen forderte, sieht die Verwaltung dafür keine Notwendigkeit.

Die Angst ist wieder da. Wird es ruhig bleiben am bevorstehenden Jahreswechsel im Behaimring? Oder kommt es – wie schon in den vergangenen Jahren – wieder zu Ausschreitungen? Frank Zahn, Lübecker SPD-Lokalpolitiker und selbst Eichholzer, weiß es nicht. „Sicherheit und Ordnung für den Bereich wären wirklich gut“, sagt Zahn. Noch im September hatte er deshalb für ein Böllerverbot im Behaimring für den bevorstehenden Silvesterabend plädiert.

CDU forderte

Verbot

Der SPD-Politiker war damit einem Vorschlag der Lübecker CDU gefolgt. Direkt nach den Ausschreitungen zum Jahreswechsel 2024/2025 hatte der Unions-Politiker Jens Zimmermann ein Böllerverbot gefordert. Die Verwaltung solle ernsthaft prüfen, ob in „auffälligen Straßenzügen wie dem Behaimring“ solche Verbotszonen eingerichtet werden können.

Im September hatte Lübecks Innensenator Ludger Hinsen (parteilos) bekanntgegeben, dass Verwaltung und Polizei über die Möglichkeit eines Böllerverbotes diskutieren. Doch dieses Verbot wird auch zum Jahreswechsel 2025/2026 nicht kommen – das bestätigt das Lübecker Presseamt auf LN-Anfrage.

Lübeck: Kein stadtweites

Böllerverbot

„Die Hansestadt Lübeck steht zur Silvesternacht mit der Polizei im engen Austausch. Nach einer Abstimmung sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Allgemeinverfügung zum Unterbinden von Feuerwerken im Behaimring nicht zwingend für die Arbeit der Polizei erforderlich ist“, erklärt Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). „Zudem hätte eine partielle Einschränkung für einen Straßenzug möglicherweise eine Verdrängung der Situation in andere Bereiche der Stadt zur Folge. Für ein stadtweites Verbot von Feuerwerk gibt es derzeit keine Grundlage.“

Wie die Verwaltung die Gefährdungslage in diesem Jahr am Behaimring einschätzt, das möchte die Hansestadt Lübeck auch auf Nachfrage nicht sagen. „Derzeit liegen der Polizei keine Hinweise auf Störungen vor“, erklärt Ulli Fritz Gerlach, Pressesprecher der Polizeidirektion Lübeck. Die Erkenntnislage werde aber fortlaufend ausgewertet, die Erfahrungen aus der Jahreswende 24/25 würden in die Lagebeurteilung einfließen.

Verstärkte

Polizeipräsenz

„Im Zuge der fortlaufenden Prüfung und enger, einvernehmlicher Abstimmung mit der Hansestadt Lübeck wurde ein polizeiliches Einsatzkonzept entwickelt, das eine Allgemeinverfügung zum Unterbinden von Feuerwerken im Behaimring für die Arbeit der Polizei nicht erfordert“, so Polizeisprecher Gerlach weiter.

Das Konzept beinhaltet laut Gerlach eine Verstärkung des Streifen- und Präsenzdienstes zum Jahreswechsel in Lübeck und in Ostholstein. Die Polizeidirektion Lübeck habe dabei Örtlichkeiten im Fokus, an denen viele Menschen zusammenkämen.

„Ich finde es schade, dass es ke ine Allgemeinverfügung zum Böllerverbot im Behaimring geben wird“, kommentiert SPD-Politiker Frank Zahn. „Das hätte für Klarheit gesorgt.“ Auch Jens Zimmermann von der CDU ist erstaunt, dass das Böllerverbot ausbleibt. „Mich wundert, dass diese Erklärung von der Polizei kommt“, sagt Zimmermann. „Aber ich kenne die Hintergründe nicht und gehe davon aus, dass alle Möglichkeiten geprüft wurden.“ Letzten Endes, sagt Zimmermann, sei sein Vert rauen in die Polizei unerschütterlich. op
Druckansicht