Klimaziele: Autoverkehr bleibt das Sorgenkind
Neue Treibhausgasbilanz der Stadt vorgestellt – Noch nie waren mehr Pkw in Lübeck zugelassen.

Der Autoverkehr – hier eine Aufnahme aus der Welsbachstraße während des Umbaus des Berliner Platzes – kommt bei der Reduzierung von CO2 -Emissionen zu langsam voran.Foto: Holger Kröger
Lübeck. Zwischen 2019 und 2024 sanken in Lübeck die Treibhausgasemissionen um rund zehn Prozent – von 1,6 Millionen auf 1,46 Millionen Tonnen. Mit konstant etwa 380.000 Tonnen Treibhausgas-Emissionen bleibt der Verkehrssektor das Sorgenkind, sagt die Klimaleitstelle der Hansestadt.

Die aktuellen Pkw-Zulassungszahlen zeigten, „dass bislang kein signifikanter Wechsel zu emissionsärmeren Antriebsformen oder eine deutliche Verlagerung hin zu ÖPNV, Rad- und Fußverkehr zu verzeichnen ist“, bilanziert die Klimaleitstelle in ihrem neuen Bericht zum Masterplan Klimaschutz: „Die meisten Wege werden weiterhin mit dem Auto zurückgelegt, aber das Fahrrad holt auf.“

„Der Verkehrssektor zeigt kaum strukturelle Veränderungen – etwa in Richtung Elektrifizierung“, stellen die amtlichen Klimaschützer fest. Das Auto bleibt für viele Lübeckerinnen und Lübecker ein unverzichtbares Fortbewegungsmittel.

Das zeigen zwei Statistiken. „Niemals zuvor waren mehr Kraftfahrzeuge in der Hansestadt zugelassen“, sagen die städtischen Statistiker, „mit insgesamt 122.646 Kraftfahrzeugen, darunter 102.826 Pkw, erreicht der Fahrzeugbestand zum Stichtag 1. Januar 2025 einen neuen Höchststand.“

Knapp zehn Prozent aller Pkw in Lübeck werden entweder vollelektrisch oder hybrid angetrieben. Der Anteil der Diesel-Pkw beträgt rund 27,5 Prozent (28.228 Fahrzeuge), während rund 62,3 Prozent der Pkw mit Benzin betrieben werden. Die Pkw-Dichte in Lübeck liegt bei 461 Fahrzeugen je 1000 Personen. Die höchsten Werte verzeichnen Travemünde (528) und Schlutup (521), die niedrigsten Moisling (383) und die Innenstadt (381).

Und die meisten Lübecker Autofahrer lieben es, mit dem Pkw unterwegs zu sein. Das ergab eine Kundenbefragung von Stadtwerke Lübeck Mobil. 51,5 Prozent fühlen sich in ihrem Pkw sehr wohl, 28,4 Prozent immerhin wohl. Von ÖPNV-Kunden sagen 16,1 Prozent, dass sie sich sehr wohl fühlen, immerhin 39,6 Prozent fühlen sich wohl. 23,4 Prozent der Radfahrenden fühlen sich sehr wohl, 29,3 Prozent geben an, sich wohl zu fühlen.

Seit 2010 erstellt die Hansestadt in unregelmäßigen Abständen Treibhausgasbilanzen, die neben den Emissionen auch den Energieverbrauch und den Anteil der erneuerbaren Energien messen. Zwischen 2019 und 2024 ist der Gesamtenergieverbrauch von rund 5,38 Millionen auf etwa 4,83 Millionen Megawattstunden zurückgegangen.

Der Energieverbrauch der Haushalte liegt 2024 mit 1,79 Millionen Megawattstunden noch deutlich über dem Niveau vor der Corona-Pandemie, aber mit fallender Tendenz. „Ein gutes Signal in diesem Sektor ist der sinkende Verbrauch von Erdgas und Heizöl seit 2021″, sagen die Klimaschützer. Vorbildlich hat sich die Industrie verhalten, die ihren Energieverbrauch um rund 36 Prozent gedrosselt hat.

Noch könne Lübeck die Klimaziele erreichen, sagt die Klimaleitstelle. Also die Halbierung der Treibhausgas-Emissionen von 2019 bis 2030 und die Klimaneutralität bis 2035. „Das Tempo der vergangenen fünf Jahre reicht dazu aber nicht“, erklärt die Leitstelle. Jetzt brauche es einen beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien, die Förderung nachhaltiger Mobilität, die Elektrifizierung des Verkehrs sowie eine konsequente Wärmewende.

Sehr gut liege Lübeck beim Ausbau der Photovoltaik. Die Leistungen der installierten Anlagen hätten sich von 2019 bis 2024 verdreifacht. Die Anzahl der PV-Anlagen sei von 800 im Jahr 2019 auf 4756 im Jahr 2024 gestiegen. dor
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