Schloss Eutin: Die Geheimnisse der Kronleuchter
Restaurierung von zehn kostbaren Lüstern – Expertin gibt Einblick in ihre Arbeit

Glasrestauratorin Bettina K. Schneider (r.) und Kuratorin Sophie Borges im Rittersaal: An den drei Kronleuchtern dort sollen abgebrochene und durch Erschütterung heruntergefallene Pyramidenspitzen ersetzt werden.Foto: Schloss Eutin, Kronleuchter
Eutin. Sie sind allesamt Raritäten und besondere Schmuckstücke: die wertvollen Kronleuchter im Eutiner Schloss. Sie hängen unter anderem im Strackzimmer, im Gelben Salon und im Katharinenzimmer. Gerade wird ein Großteil der 14 historischen Exemplare gereinigt und ausgebessert. Am heutigen Sonntag, 19. Oktober, am Europäischen Tag der Restaurierung, ist Gelegenheit, im Schloss zu verfolgen, wie eine Expertin dabei vorgeht.

Bettina K. Schneider lebt in Berlin. Sie ist Kunstglaserin, Restauratorin, Museologin, und die Leidenschaft für ihr Metier schwingt in jedem ihrer Sätze mit. Zurzeit arbeitet sie in ihrem Atelier an der Restaurierung des französischen Kronleuchters aus dem Speisezimmer des Schlosses und an der Deckenampel im Ankleidezimmer. Noch im Laufe dieses Monats sollen beide aus Berlin nach Eutin zurückkehren.

Andere Exemplare sind bereits durch ihre Hände gegangen, sind behutsam gereinigt und ergänzt worden, haben neue Befestigungsdrähte erhalten. Manchmal mussten sie auch richtig zusammengesetzt werden. Denn im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte sind die Leuchter oft geputzt worden, doch der Umgang mit ihnen war nicht immer fachmännisch.

Der Schinkel-Kronleuchter im Katharinenzimmer, ungefähr aus der Zeit von 1825 bis 1835, sieht jetzt anders aus als vor seiner Aufarbeitung. Schloss-Kuratorin Sophie Borges weist auf die Unterschiede hin: „Die kleine Krone, die nun oben sitzt, ist bei einer früheren Reinigung eine Etage zu tief eingesetzt worden. Und die kleinen Kränze an den Kerzenhaltern wurden irgendwann falsch herum aufgesteckt.“

Es sind Details, die den Unterschied machen können: zum Beispiel die Lichtbrechung bei einer falschen Aufhängung eines der zahlreichen Glaselemente eines Lüsters. „Die Rhythmik, die Harmonie müssen stimmen“, sagt Bettina K. Schneider.

April 2026 sollen alle Leuchter fertig sein

Die Glasarmkronleuchter im Gobelin- und Tapetenzimmer hat sie bereits restauriert. Zehn der 14 Kronleuchter aus der Schloss-Sammlung sollen bis ins kommende Jahr hinein aufgefrischt werden. Dazu werden sie in Einzelteilen abgenommen. Die Maßnahme hat im August begonnen und wird kommende Woche vorerst abgeschlossen. Im April 2026 wird sie weitergehen. „Zwischendurch ist es zu kalt im Schloss“, sagt Sophie Borges. Denn mit klammen Fingern sei es nicht so leicht, die filigranen Kleinteile sicher zu fassen. 49.000 Euro kostet das gesamte Projekt, gefördert von den Freunden der Kulturstiftung der Länder, der Rudolf-August-Oetker-Stiftung und vom Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein. Schon vor zwei Jahren hat die Schlosskuratorin gemeinsam mit Bettina K. Schneider und Käthe Klappenbach, Expertin aus Potsdam für Kronleuchter, alle Exemplare des Schlosses katalogisiert und ein Restaurationskonzept erstellt.

„Wir hatten bis dahin keine Ahnung, was wir da eigentlich haben“, sagt Borges. Nun weiß sie es: „Eine landesgeschichtlich bedeutende Sammlung.“ Von der „tollen, heterogenen Sammlung“, schwärmt auch Bettina K. Schneider. Eine Überraschung gab es, als sie das vermeintlich bräunlich verfärbte Messing-Gestell des Kronleuchters im Speisezimmer reinigte: Es zeigte sich, dass er in Gänze vergoldet ist und damit „ein wesentlich bedeutenderes Objekt, als wir dachten“, sagt Sophie Borges.

Licht sei in früheren Zeiten ein großer Luxus gewesen, Kerzen – aus gebleichtem Bienenwachs – seien unfassbar teuer gewesen und nur zu besonderen Anlässen entzündet worden, berichtet Bettina K. Schneider. Sie betont: „Ein Kronleuchter war die Krönung des Raums. Er beleuchtete sich selbst und war ein Statussymbol, um die Macht des Herrschers zu unterstreichen.“ Ben
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